Süddeutsche Zeitung

Neuwahl:Tutzings Sonderweg

Der Gemeinderat debattiert erstmals nach dem Tod von Bürgermeister Krug über die Nachfolgeregelung. Eine Sondersitzung soll klären, ob die Gemeinde einen ehrenamtlichen oder hauptamtlichen Rathauschef bekommen wird

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Soll in Tutzing nach dem Tod von Bürgermeister Rudolf Krug ein ehrenamtlicher Bürgermeister an der Rathausspitze stehen oder weiterhin ein hauptamtlicher? Darüber debattierte der Tutzinger Gemeinderat am Dienstagabend über eine Stunde lang intensiv - allerdings ohne Ergebnis. Ob die entsprechende Satzung geändert wird, soll nächsten Dienstag auf einer Sondersitzung entschieden werden. Die Mehrheit zeigte sich offen, Vizebürgermeisterin Elisabeth Dörrenberg (CSU) über das Ehrenamt den Weg auf den Amtssessel zu ebnen. 30 Zuhörer, darunter Krugs Witwe, verfolgten die Diskussion.

Der vor vier Wochen verstorbene Rudolf Krug (ÖDP) war präsent, als sich die Räte zu ihrer ersten Sitzung nach dem Trauerfall zusammenfanden. Ein Foto von Krug mit einer weißen Rose davor stand in der Mitte im Sitzungssaal. Dritte Bürgermeisterin Marlene Greinwald (Freie Wähler), die die Sitzung leitete, rief eingangs zu einer Schweigeminute auf. Dann legte sie dar, dass für die verbleibende Amtszeit von knapp zweieinhalb Jahren bis zur nächsten Kommunalwahl für Tutzing Kontinuität im Rathaus am besten wäre. Projekte wie Umbau der Hauptstraße und Sanierung der Mittelschule sollten in Ruhe in Krugs Sinn fortgeführt werden. Weil "im Hintergrund heftig diskutiert und telefoniert" werde, äußerte sie ihren Wunsch: Kein Kleinkrieg, kein Wahlkampf.

Dörrenberg - die am Dienstag noch in Urlaub war - und Greinwald wollen am liebsten als Team weitermachen. Beide haben seit einem Jahr die Amtsgeschäfte geleitet, wenn Krug wegen Krankheit ausfiel. Weil Dörrenberg 65 ist und damit über der Altersgrenze für einen hauptamtlichen Bürgermeister, kann sie bei der für 14. Januar angesetzten Neuwahl nur ehrenamtlich kandidieren. Bei einer Gemeinde mit weniger als 10 000 Einwohner kann der Rathauschef als "Ehrenbeamter" tätig sein mit etwa 25 Prozent geringeren Bezügen als ein hauptamtlicher Bürgermeister.

Die Befürworter, vor allem aus der CSU-Mehrheitsfraktion, führen als Hauptargument ins Feld, dass man mit der ehrenamtlichen Lösung im Wahlturnus bleibe. Ein Hauptamtlicher wäre auf sechs Jahre gewählt. Renate Geiger (SPD) sieht den Vorteil, dass bis 2020 alle Parteien Zeit hätten, neue Kandidaten aufbauen. Gegner der Satzungsänderung attestieren dem Frauen-Duo, dass es gute Arbeit leiste. "Wir sollten die Diskussion aber von den Personen trennen", befand Wolfgang Behrens-Ramberg (Tutzinger Liste). Angesichts der vielen Aufgaben wolle er das Amt hauptamtlich besetzt wissen. Bernd Pfitzner (Grüne) findet, dass der Übergang mit zwei eingearbeiteten Stellvertreterinnen jetzt für einen Neuling besser zu schaffen sei.

Martin Pulfer (ÖDP) sieht den Kreis weiterer Kandidaten eingeschränkt, sollte der Erste Bürgermeister ehrenamtlich arbeiten. "Junge Leute mit Familie können das nicht machen." Parteikollege Georg Schuster plädierte für "gscheide Wahlen" und betonte, Dörrenberg und Greinwald seien nicht automatisch gewählt. "Der Bürger hat das effektiv in der Hand." Überraschend meldete sich kein Gemeinderat der Freien Wähler zu Wort. Auf Nachfrage sagte Toni Aigner, die Fraktion sei in dieser Frage gespalten. Er selbst werde gegen die Ehrenamtlichkeit stimmen.

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Quelle:
SZ vom 14.09.2017
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