Neuer Busfahrplan:Das neue Taktgefühl

Der Landkreis erweitert zum Fahrplanwechsel am Sonntag sein Busnetz

Von Christiane Bracht, Starnberg

Wer mit dem Bus zur Arbeit pendelt, einen Besuch beim Arzt plant oder zur Schule fahren will, sollte den Fahrplan am Wochenende genau studieren. Denn von Montag an ist alles anders als sonst. Von 27 Linien, die im Fünfseenland verkehren, sind zwölf völlig neu konzeptioniert. Einige wie zum Beispiel die 962 gibt es nicht mehr, andere haben jetzt eine neue Route, denn mit der Fahrplanumstellung sollten alle Ortsteile an ihren Hauptort angebunden werden. So können die Maisinger jetzt nicht nur nach Starnberg fahren, sondern auch nach Pöcking. Natürlich gibt es auch ganz neue Linien im Verbund. So fährt am Montag zum allerersten Mal ein Bus nach Aschering, bislang war dort ein weißer Fleck in der MVV-Karte. Außerdem gibt es jetzt viel mehr regelmäßige Verbindungen zwischen den S-Bahnen: Von Herrsching, Weßling, Gilching und Germering kann man nun ohne große Umwege nach Starnberg oder Tutzing kommen und damit zur Regionalbahn. Die spektakulärste Neuerung in dieser Hinsicht ist natürlich der Expressbus X 900, der schon seit gut einer Woche im Einsatz ist. Mit ihm werden nicht nur Starnberg und Gilching miteinander verbunden und damit die S6 mit der S8, er fährt sogar noch weiter nach Fürstenfeldbruck zur S4 und Buchenau. "Wir haben schon sehr viele super positive Reaktionen bekommen. Das ist ein echter Erfolg", freut sich die Starnberger Verkehrsmanagerin Susanne Münster. "Natürlich habe ich auch Hinweise bekommen, wie man die Linie optimieren kann. Daran arbeite ich momentan."

Vier Jahre lang hat Münster zusammen mit allen 14 Gemeinden des Landkreises und dem Münchner Verkehrsverbund (MVV) über eine neue Struktur des Bussystems nachgedacht. Es wurde viel gerechnet, geplant und wieder verworfen, um Neues zu entwickeln. Ziel ist, den öffentlichen Nahverkehr so gut auszubauen, dass er eine echte Alternative zum Auto ist. Deshalb sollen spätestens 2017 alle Ortsteile an das MVV-Netz angebunden sein. Außerdem sollen die Busse möglichst überall in regelmäßigen Abständen fahren und nicht nur zwei, drei Mal am Tag. Auf den zwölf Linien wird das übrigens schon jetzt umgesetzt. "Die Leute sollen mobil sein, auch ohne Führerschein und Auto", erklärt Münster. Vor allem die Senioren werden von den Neuerungen profitieren, aber auch junge Leute. Auf Dauer hofft die Verkehrsmanagerin aber auch eingefleischte Autofahrer zum Umsteigen in den Bus bewegen zu können und dass das "Mamataxi" öfters mal stehen bleibt.

Der Landkreis hat jedenfalls viel Geld in die Hand genommen, um den Fahrplan so ausbauen zu können. Fünf Millionen Euro sind dafür 2016 in den Kreishaushalt eingeplant. Zudem rechnet man mit Einnahmen in Höhe von drei Millionen Euro. Die Gemeinden werden ihren Anteil an den Kosten erst in zwei Jahren zurückzahlen. Wie viel sie in die bessere Anbindung investieren müssen, ist noch nicht klar. Starnberg hat eine Million Euro für die neuen Stadtbuslinien eingeplant, im Vergleich zu 2013 ist das etwa das Doppelte. Gauting hat das Budget ebenfalls deutlich erhöht: Rund 150 000 Euro zahlt die Gemeinde momentan für den öffentlichen Nahverkehr, in zwei Jahren rechnet man mit 50 Prozent mehr.

Aber die Verbesserungen schlagen nicht nur in Euro zu Buche: 2013 sind die Busse im Fünfseenland 1,9 Millionen Kilometer gefahren, 2016 werden es 3,2 Millionen sein. "Das Leistungsangebot erhöht sich also um 65 Prozent", fasst Münster stolz zusammen. Auf Dauer wird sich das in höheren Fahrgastzahlen niederschlagen, davon ist die Verkehrsmanagerin überzeugt. "Vielleicht noch nicht im nächsten Jahr, aber das Angebot ist gut und die meisten werden sich darüber freuen, aber es muss sich erst rumsprechen."

Stadtverkehr Starnberg Omnibusse

Von Montag an gilt ein neuer Fahrplan im Fünfseenland: Zwölf von 27 Buslinien wurden völlig neu konzipiert.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Würmtal

"In Gauting wird sich die Welt verändern", prophezeit Münster. Die Buchendorfer mussten bisher den Fahrplan genau studieren, bevor sie in den Bus steigen konnten, künftig können sie unter der Woche alle halbe Stunde mit der 965 nach Gauting kommen und die S-Bahn erreichen. Für Pendler ist das nun eine echte Alternative. Auch die Unterbrunner sind einmal in der Stunde durch die 965 an Gauting angeschlossen. Außerdem steht ihnen noch die 949 zur Verfügung, sodass dort ebenfalls alle halbe Stunde ein Bus verkehrt. Von Oberbrunn, Hausen und Königswiesen geht die 966 im Zweistundentakt nach Gauting, zur S-Bahn und ins Schulzentrum. Außerdem kann man von Oberbrunn jede Stunde mit der 955 nach Weßling zur S8 und nach Starnberg kommen. Auch die Stockdorfer können getrost ihr Auto stehen lassen. Neben der S-Bahn gibt es den Bus 968 der stündlich über Krailling zum S-Bahnhof Planegg fährt. Mittags ist ein Taktsprung, da passt sich der Bus den Pendlerströmen an. Seit Dezember 2013 verbindet die Linie 936 das Würmtal mit der U-Bahn in Fürstenried - in der Hauptverkehrszeit sogar halbstündlich.

Starnberg

In der Kreisstadt wird das gesamte Busnetz neu geordnet. 959 und 960 sind ab Montag still gelegt. Stattdessen übernehmen 901, 902 und 903 das Gebiet. Die Linie 901 pendelt alle 20 Minuten zwischen Bahnhof Nord, Blumensiedlung, Hanfelder Straße, Innenstadt und See-Bahnhof. Einmal in der Stunde fährt der Bus eine größere Runde über Hanfeld. Söcking ist dreimal in der Stunde mit der 902 an die Innenstadt, die Kreisklinik und die beiden Bahnhöfe angebunden. Wer in Perchting oder Hadorf wohnt, kann im Stundentakt mit der 903 nach Starnberg sowie zur S-Bahn kommen.

Neuer Busfahrplan: Verkehrsmanagerin Susanne Münster.

Verkehrsmanagerin Susanne Münster.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Ostufer

In Berg stehen die großen Änderungen erst im Dezember 2016 an. Dann sollen auch Farchach und Mörlbach ans Busnetz angeschlossen werden.

Westufer

Für die Ascheringer bringt der Fahrplanwechsel ein völlig neues Lebensgefühl: Künftig können sie stündlich mit dem Bus nach Pöcking oder zur S-Bahn in Possenhofen fahren. Sie sind nicht mehr unbedingt aufs Auto angewiesen. Auch die Maisinger gewinnen: Sie können künftig nicht nur nach Starnberg, sondern auch nach Pöcking fahren. Möglich macht's die 982, die im Stundentakt pendelt. Von der Umstellung werden übrigens auch die Wielinger profitieren: Start der Linie 964 ist vor der "Alten Linde". So müssen die Wielinger nicht mehr die verkehrsreiche B2 überqueren, was vielen schon lange ein Dorn im Auge war. Der Bus fährt ebenfalls stündlich nach Pöcking, Possenhofen und Starnberg, am Wochenende besteht ein Zweistundentakt. Und wenn das geplante Gewerbegebiet am Schmalzhof einmal errichtet ist, kann die Linie ohne Mühe einfach verlängert werden, erklärt Münster. "Wir haben versucht, vorausschauend zu planen." Die Garatshauser werden über die Linie 958 an Tutzing angebunden. Sie können auf diese Weise stündlich zur dortigen S-Bahn und Regionalbahn kommen, sowie zum Kloster Andechs.

Ammersee

Die Bierlinie 958 war von Anfang an ein großer Erfolg, freut sich Münster. Schon kurz nach der Einführung im Dezember 2013 musste der Takt verdichtet werden, weil so viele mit dem Bus zur S-Bahn nach Tutzing fahren wollten. Er fährt jetzt stündlich. Vom 23. März an bis Ende Oktober können nun sogar Fahrräder in einem speziellen Anhänger mitgenommen werden. Dafür ist eine Fahrradtageskarte nötig. Außerdem gibt es künftig die Möglichkeit von der 958 am Kloster in die 951 nach Herrsching umzusteigen. Auf diese Weise sind nun Starnberger und Ammersee im Stundentakt miteinander verbunden. Die 951 pendelt übrigens alle halbe Stunde nach Herrsching.

Zur Schule

Auch für die Schüler ergeben sich große Neuerungen mit dem Fahrplanwechsel am Montag. Bisher sind viele mit einem extra Schulbus zum Unterricht gefahren. Durch die bessere Taktung der Linien können die meisten Kinder und Jugendlichen nun mit einem normalen MVV-Bus pendeln. "Das hat den Vorteil, dass die Schüler ein MVV-Ticket haben und auch nachmittags den öffentlichen Nahverkehr nutzen können", erklärt Münster. Dort wo der Takt nicht passt, werden extra Fahrzeuge eingesetzt, damit die Kinder nicht zu spät in die Schule kommen. cb

Westlicher Landkreis

Die großen Änderungen im Busnetz westlich der S8 werden erst im Dezember 2017 erfolgen, da die alten Verträge noch so lange laufen. Neu ist die Linienführung der 955, die künftig im Stundentakt von Weßling über Oberpfaffenhofen und Hochstadt nach Starnberg fährt. Damit sind nicht nur S6 und S8 miteinanderverknüpft, die Weßlinger haben auch die Chance, auf direktem Wege ins Kreiskrankenhaus sowie zum Einkaufen in die Stadt zu kommen. Außerdem soll jetzt das interkommunale Gewerbegebiet von Inning und Wörthsee einen Anschluss an den Hauptort bekommen. Deshalb verkehrt vom 1. April an die Linie 956 vom S-Bahnhalt Seefeld über das Gewerbegebiet bis zum Etterschlager Kreisel. "Momentan sind es nur chirurgische Eingriffe, aber wir wollen die Wirkung testen, um ein neues Konzept für 2017 daraus entwickeln zu können", erklärt die Verkehrsmanagerin.

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