Neue evangelische Pfarrerin:Neugierig auf Tutzing

Neue evangelische Pfarrerin: Beate Frankenberger hat die vergangenen 20 Jahre in der Pfarrei St. Lukas in München gearbeitet. Jetzt ist sie neue evangelische Pfarrerin in Tutzing.

Beate Frankenberger hat die vergangenen 20 Jahre in der Pfarrei St. Lukas in München gearbeitet. Jetzt ist sie neue evangelische Pfarrerin in Tutzing.

(Foto: Nila Thiel)

Beate Frankenberger ist für die 2100 Gemeindemitglieder zuständig. Mit Theaterspielen will sie dem Mitgliederschwund der Kirche entgegenwirken

Von Sabine Bader, Tutzing

Sie lacht gern - auch über sich selbst und manchmal muss sie auch beim Thema Kirche lächeln. Die ist ihr Arbeitgeben. Die neue evangelische Pfarrerin von Tutzing, Beate Frankenberger, sitzt vor dem Pfarrhaus in der Mittagssonne und mümmelt ein paar kleine Tomaten, eine Paprika und den mitgebrachten Lauch-Muffin aus der Tupperdose. Gesund ist das Dinner, und man sitzt auch gemütlich auf den blau gestrichenen Gartenstühlen vor dem Pfarrhaus mit Blick auf die 1930 erbaute Kirche und das recht kümmerliche Apfelbäumchen vor dem Haus. Ganze fünf kleine Äpfel hängen an den Zweigen, und die sollen nicht einmal gut schmecken, hat sich die neue Hausherrin sagen lassen. Der schnelle Imbiss passt zu Frankenberger, denn Zeit hat sie momentan ohnehin wenig. Im Pfarrhaus geben sich die Tutzinger die Klinke in die Hand. Jeder will der Neuen Hallo sagen und sich vorstellen.

Beate Frankenberger ist zwar neu in Tutzing, in ihrem Beruf als Pfarrerin ist sie aber längst Profi. Bevor die 53-Jährige nach Tutzing wechselte, hat sie 20 Jahre lang in München gearbeitet, in Sankt Lukas am Isar-Ufer. Zehn Jahre davon teilte sie sich die Pfarrstelle mit ihrem Mann. Dann wechselte er als Referent in die Finanzabteilung des Landeskirchenamts, und sie machte allein weiter. Das Ehepaar hat zwei Söhne (12 und 16). Derzeit pendelt Frankenberger zwischen der Familie in München und Tutzing. Das soll sich allerdings bald ändern. Der Ehemann wird mit dem jüngeren Buben ins Tutzinger Pfarrhaus in der Hörmannstraße ziehen. Der ältere Sohn macht derzeit eine Ausbildung, für ihn suchen die Eltern gerade eine WG.

Geboren wurde Beate Frankenberger in Passau, aufgewachsen ist sie als Einzelkind ("Ich war wohl zu anstrengend") in Günzburg. Ihr Vater war lange Zeitsoldat und später im Forstamt Weilheim beschäftige, die Mutter arbeitete als Sekretärin. Alles nicht unbedingt kirchenaffine Berufe. Während die Mutter schon "etwas mit Kirche am Hut" hatte, war der Vater eher kirchenfern. Für Frankenberger stand jedoch schon mit 14 Jahren fest: Sie will Pfarrerin werden - "wegen Gott und der Menschen", sagt sie. Ihre Nähe zur Kirche rührt wohl aus ihrer Schulzeit in der katholischen Klosterschule Wettenhausen, glaubt sie. "Ich hab's gebraucht, dass es etwas gibt, was nicht abhängig ist von dieser Welt." Von einer jungen Ordensschwester dort habe sie nicht nur das Meditieren gelernt, sondern auch, das Leben mit allen Sinnen zu genießen, sagt sie. Im Gegenzug erschien ihr das Theologiestudium zuweilen streng und etliche ihrer Kommilitonen konservativ und "spaßbefreit". Frankenberger beschreibt sich hingegen eher als "liberal, progressiv". Sie habe im Studium gemerkt: "Ich bin so ganz anders, als die meisten Pfarrer". Alles in allem habe das Studium aber ihren Horizont erweitert.

Die Kirchengemeinde in Tutzing, erzählt sie, hat sie "warmherzig empfangen". Dass hier die Ökumene gepflegt wird, sieht man auch daran, dass bei ihrer Amtseinführung am 16. September zwei Ordensschwestern musizierten - Schwester Franziska spielte Orgel und Schwester Rachel blies Flöte.

Frankenberger hat auch schon eine Idee, wie sie dem landauf, landab vorherrschenden Mitgliederschwund in der Kirche entgegenwirken will: mit Theaterspielen. Sie hat eine theaterpädagogische Grundausbildung gemacht. "Ich will hier das Tutzinger Weihnachtsspiel auf der Freiluftbühne etablieren", erzählt sie. Jeder, der Lust habe, könne mitmachen - egal, ob er in der Kirche sei oder nicht. Das Spielen sei einfach ideal, um zusammenzuwachsen. Ihr zur Seite stehe die Opern-Regisseurin Annalena Maas, die sie aus ihrer Münchner Zeit kennt.

Frankenberger beschreibt sich selbst als Teamspielerin. Das Einzelkämpfen liege ihr nicht. Denn im Team komme man am besten ans Ziel, hat sie die Erfahrung gemacht. Die evangelische Kirchengemeinde Tutzing hat rund 2100 Mitglieder, ihre frühere Gemeinde hatte 6000. Doch auf die Größe kommt es ihr nicht an. "Jetzt bin ich erst mal neugierig", sagt sie.

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