Neubau:Berg baut das Rathaus auf dem Huberfeld

Die wichtige Standort-Entscheidung fällt nach langer Debatte.

Von Sabine Bader

Auf dem Huberfeld soll das neue Berger Rathaus errichtet werden. Dafür hat sich in einer Sondersitzung am Dienstag nach einer langen Debatte eine große Mehrheit des Gemeinderats ausgesprochen. Auf dem Grundstück nahe einem Kreisverkehr hatte eine Zeltstadt für Asylbewerber gestanden. Nun müssen Tauschverträge mit der Kirche unterzeichnet und der Bebauungsplan geändert werden. Die Bauarbeiten können laut Bürgermeister Rupert Monn frühestens 2020 beginnen. Zur Debatte standen auch eine in Gemeindebesitz befindliche Wiese in Aufhausen und der Um- oder Neubau auf dem Areal des jetzigen Rathauses in der Ortsmitte. Der Platz im jetzigen Rathaus reicht seit Jahren nicht mehr aus. Daher ist ein Neubau schon lange Thema. Die Gemeinde hat darum ein Wirtschaftlichkeitsgutachten in Auftrag gegeben, das Professor Thomas Bohn von der Immobilien Prozess- und Managementberatung Bohn-Zirlewagen im Gemeinderat vorstellte. In die Studie flossen unter anderem die zu erwartenden Investitionskosten zwischen 10 und 13,5 Millionen Euro, die Akzeptanz der Bevölkerung und die Erreichbarkeit ein. Insgesamt schneidet das Grundstück am Huberfeld in der Bewertung des Fachbüros am besten ab. Am unwirtschaftlichsten wäre es laut Gutachter, das alte Rathaus umzubauen oder dort neu zu bauen.

Noch gehört das Grundstück am Huberfeld der Kirche. Bürgermeister Monn verhandelt deswegen schon lange mit der Erzbischöflichen Finanzkammer. Der gemeindliche Anwalt Herbert Kaltenegger präsentierte den Gemeinderäten in der Sitzung am Dienstag unterschriftsreife Verträge. Die Kirche ist laut Monn bereit, etwas mehr als 3000 Quadratmeter ihres insgesamt 6500 Quadratmeter großen Grundstücks gegen ein nur 1500 Quadratmeter großes, gemeindeeigenes Areal an der Postgasse in Berg einzutauschen. Darüber hinaus sei die Finanzkammer bereit, den Bergern einen kleinen Aufpreis zahlen.

Die Grundstücke werden finanziell sehr unterschiedlich bewertet: Das Areal an der Postgasse mit einem Preis von 900 Euro pro Quadratmeter und das am Huberfeld mit 300 Euro. Das Grundstück am Huberfeld ist laut Bebauungsplan bisher nur für kirchliche Zwecke nutzbar. Das heißt, dort könnte entweder eine Kirche, ein katholischer Kindergarten oder ein Pfarrheim gebaut werden. Wenn aber die Gemeinde ihr neues Rathaus auf die Hälfte des Areals baut, darf die Kirche im Gegenzug die andere Hälfte für Wohnbauzwecke nutzen. Da das Gelände umgeben ist von Bebauung - im Süden, Osten und Norden von Wohnhäusern, im Westen die Bäckerei Lidl - kann man es zum Berger Zentrum zählen. Die gemeindeeigene Wiese in Aufhausen liegt dagegen außerhalb des Ortes und ist rein rechtlich kein Bauland, sondern landwirtschaftliche Fläche im Außenbereich. In dem Gutachten wurden für einen möglichen Rathausbau dort zwei Varianten untersucht: mit und ohne Tiefgarage. Allerdings machte Monn in der Sitzung deutlich, dass man unbedingt eine Tiefgarage bauen müsse, weil die Gemeinde bei dem geplanten Sozialwohnungsbau gegenüber auf eine Tiefgarage gedrungen habe. Monn bekräftigte: "Alles andere, wäre in meinen Augen absurd."

Würde man das bestehende Rathaus erweitern oder auf jetzigen Standort neu bauen, müsste die Verwaltung während der Arbeiten in Container umziehen. Das wäre kostspielig und auch in Sachen EDV aufwendig. Schlechte Karten also für die Wirtschaftlichkeit dieser zwei Varianten.

Erwartungsgemäß zeigten sich die Gemeinderäte in der Sondersitzung diskutierfreudig. Andreas Ammer (QUH) sprach sich eindeutig für das Huberfeld als Standort aus. Das Grundstück sei regelrecht "eine Baulücke", sagte er. Zudem könne dort neben dem neuen Rathaus auch dringend benötigter Wohnraum entstehen. Letztlich votierte die QUH-Fraktion geschlossen für diesen Standort.

Der SPD-Gemeinderat Werner Streitberger gab zu bedenken, dass die Kirche ein schwieriger Verhandlungspartner sei. "Kann sie uns noch vertragliche Daumenschrauben anlegen?", wollte er wissen und plädierte letztlich für Aufhausen als Standort. Und Robert Schmid (CSU) findet, das Rathaus sollte am jetzigen Standort neu gebaut werden. Für die Mitarbeiter wäre es nach seiner Ansicht durchaus zumutbar, in der Bauzeit dort weiterzuarbeiten. Das sah Wolfgang Reiser (BG) völlig anders. "Das möchte ich niemandem wünschen", erklärte er.

Auch Bürgermeister Monn machte keinen Hehl aus seiner persönlichen Meinung und machte deutlich, dass das Huberfeld eindeutig der Standort seiner Wahl ist. Schließlich bekomme die Gemeinde nie wieder in der Ortsmitte ein Grundstück zu einem umgerechnet so günstigen Preis. Das bestehende Rathaus an der Ratsgasse könne man später für etwas Soziales wie eine Kindertagesstätte oder auch für Wohnungen nutzen. Monn sagte: "Das ist unser Tafelsilber." Und die Wiese in Aufhausen könne als Entwicklungsfläche für künftige Generationen dienen. Für den Standort Huberfeld stimmte eine deutliche 15:5-Mehrheit.

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