Neu besetzt:Keine Berührungsängste

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"Gemeinsam stärker" ist das Motto von Maximilian Mayer, dem hauptamtlichen Behindertenbeauftragten im Starnberger Landratsamt. Zu seinen Aufgaben gehört, die 110 Punkte des Aktionsplans umzusetzen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Maximilian Mayer hat die Nachfolge von Petra Seidl als Behindertenbeauftragter des Landkreises angetreten - als erster Hauptamtlicher in der Funktion. Der 27-Jährige kritisiert unter anderem die Hürden am Bahnhof See.

Von Blanche Mamer, Starnberg

Man könnte sagen, dass sein Arbeitsplatz, eine Vollzeitstelle im Landratsamt Starnberg, der erste von 110 Punkten des Aktionsplanes für Menschen mit Behinderung ist, der umgesetzt wurde. Vor sechs Wochen hat Maximilian Mayer die Nachfolge von Petra Seidl, der ehrenamtlichen Behindertenbeauftragten des Landkreises angetreten - allerdings als hauptamtlicher Berater für Menschen mit einer Beeinträchtigung, genau wie gefordert. Maximilian Mayer ist 27 Jahre alt, Sozialarbeiter mit Master-Abschluss. Er kennt die Problematik, mit einem Handicap zu leben, aus eigener Erfahrung von Kind an. "Ich habe selber eine Beeinträchtigung, die man nicht sieht, die aber trotzdem da ist. Ich gehe offen damit um und habe keine Berührungsängste ", sagt er. Eine Lebertransplantation vor 20 Jahren hat ihm das Leben gerettet. Ein sehr seltener Gendefekt hatte seine frühe Kindheit überschattet. In den Ernst-Barlach-Schulen in Milbertshofen, in denen Kinder mit und ohne körperliche Behinderung intensiv und individuell gefördert werden, hat er erfahren, dass ein Handicap einem selbständigen Leben nicht im Wege steht. Nun wird er sich jedoch nicht nur um die Menschen kümmern, die im Rollstuhl sitzen, nicht sehen oder nicht sprechen und hören können, sondern auch um die Personen mit psychischen Krankheiten und seelischen Nöten. Auch dabei hat er Erfahrung, denn bevor er nach Starnberg kam, hat er in München in der Psychiatrie gearbeitet.

"Die Stellenausschreibung für Starnberg hat mich sofort gereizt. Die langfristige Umsetzung des Aktionsplanes ist eine Herausforderung. Wir fangen hier nicht bei Null an, doch es bleibt viel zu tun", findet er. Auf den 282 Seiten des Aktionsplans ist genau aufgelistet, was sich diejenigen wünschen, die bislang ihren Alltag nicht so gestalten konnten, wie es nach der UN-Behindertenrechtskonvention vorgesehen ist. Die von den Betroffenen erarbeiteten Wünsche und Ziele umfassen sämtliche Felder des täglichen Lebens: Arbeit, Freizeit, Bildung und Schule, Mobilität, politische Teilhabe und Wohnen.

Die barrierefreie Erreichbarkeit von öffentlichen Gebäuden ist beispielsweise eine wichtige Forderung. Doch nicht nur bei Gebäuden gibt es unüberwindbare Hindernisse: Schon in seiner ersten Arbeitswoche hat Mayer festgestellt, dass weder der Zugang zum Starnberger See, noch zum Bahnhof am See behindertenfreundlich ist, dass sie sogar eine Menge Gefahren bergen. In der Unterführung gebe es zahlreiche Unebenheiten, die nicht nur den Rollstuhlfahrern das Leben schwer machen, sondern auch Stolperschwellen für Senioren bedeuten. Die Bodenindikatoren für Blinde seien mangelhaft, die Baugerüste eine zusätzliche Gefahr. "Ich würde mir wünschen, dass sich die Stadt und die Bahn möglichst bald einigen, damit etwas passiert", sagt er zu dem Dauerthema.

Noch ist er dabei, sich zu orientieren, die Gemeinden kennenzulernen, sich über die Schwachpunkte zu informieren und mit den Inklusionsbeauftragten zu beraten. "Klar ist, wir werden uns besser vernetzen müssen", findet er. Bei einem Treffen am 27. April sollen Prioritäten festgelegt werden. Und was macht er in seiner Freizeit? Er habe vor, zu promovieren und sei dabei, das Thema einzugrenzen. Er wohnt mit seiner Freundin in Neuhausen, liebt es, zu flanieren, fährt gerne Rad, kocht gern, liest viel und bezeichnet sich als häuslich.

© SZ vom 20.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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