Nepomuk: Zu heiß gebügelt

Wörthsees Bürgermeisterin meinte es zu gut mit der Pflege der Gemeindefahne

Es geht doch nichts über Ordnung und Sauberkeit. Nein, ehrlich. Putzen und waschen tue ich sogar gerne. Da geht es mir, wie meiner alten Freundin aus Wörthsee, Christel Muggenthal. Mit der kann ich Nächte lang über neue Mittelchen, Schrubber und Feinwäsche debattieren. Neulich haben wir beispielsweise dreieinhalb Stündchen damit zugebracht, uns über Teppichfransen Gedanken zu machen. War echt spannend. Ich meine, die müssen doch eine gewisse Ordnung ausweisen, die Dinger. So in Reih' und Glied.

Nur bei einem Thema kommen wir auf keinen grünen Zweig: beim Bügeln. Da tue ich mich schwer. Besonders bei den Kragen und Ärmeln sind immer Falten drin. Macht mich ganz fipsig. Für die Christel hingegen ist bügeln die reinste Tiefenentspannung. Bei dieser Arbeit kann sie so richtig abschalten und das ganze Hickhack, das sie als Bürgermeisterin von Wörthsee den ganzen Tage zu hören kriegt, vergessen. Während ich bei jedem dritten Knopfloch die Wände hochgehen könnte, sammelt sie Kraft am Bügelbrett.

Nur einmal, so hab' ich gehört, war das anders: Die Christel hatte die Gemeindefahne daheim ordentlich durchgewaschen. Nach allen Regeln der Kunst. War ja auch furchtbar verdreckt, nach so vielen Jahren CSU-Herrschaft im Rathaus. Wenn ihr mich fragt, dann hat sich ihr Vorgänger im Amt, der Flach Peter, einen feuchten Kehricht um Wörthsees bestes Stück geschert. Wie gut, dass die Christel im Waschen eine Koryphäe ist. Die Fahne war jedenfalls porentief rein, als sie aus der Maschine kam. Nur leider furchtbar knittrig.

Das geht gar nicht, hat sich die Christel gedacht und geschwind das Bügeleisen gezückt. Doof nur, dass es ein wenig zu heiß war und auf der Fahne einen wunderschönen Abdruck hinterlassen hat. Echt individuell. Wer ihn sehen will, braucht nur an Fronleichnam in Wörthsee vorbeischauen.