Nepomuk:Wenn sich Bier mit Milch verträgt

Die Molkerei und das Kloster in Andechs gelten seit Jahren als zerstritten. Nun gibt es Signale für eine Annährung.

Kolumne Von Eurem Nepomuk

Liebe Leut', neulich ist mir mal wieder meine Tante Frieda eingefallen. Als ich noch ein ganz junger Geist war - also mit 57 Jahren, wenn unsereins mitten in der Pubertät steckt - hab' ich mich in so ein Elflein verliebt. Ach, was war das hübsch. Und so süß, ich sag's Euch. Leider hatte dieses Zauberwesen so gar kein Interesse an mir, und ich war todunglücklich. Tante Frieda sagte dann zu mir: "Nepo, denk' Dir nix. Die Zeit heilt alle Wunden." So ein Schmarrn, hab' ich gedacht. Schließlich entspricht das Wesen eines Geistes eher dem eines Tieres, nicht dem eines Menschen - wobei mir spontan nur einer einfällt, der den Unterschied vortrefflich erfasst hat. Der argentinische Schriftsteller Jorge Luis Borges nämlich. Der hat gesagt: "Der Mensch lebt in der Zeit, im Ablauf der Dinge/das zauberische Tier aber lebt in der Ewigkeit des Augenblicks." Wie wir Geister halt.

Beim Menschen freilich ist das anders. Das hab' ich grad erst wieder am Heiligen Berg erlebt. Heimlich hab' ich mich da in eine Pressekonferenz geschlichen, um mir anzuhören, was die beiden neuen Wirte des Klostergasthofs so vorhaben. Und was hör' ich da? Dass die beiden auch auf "Symbiosen" mit regionalen Lieferanten setzen wollen. Es gebe wunderbare Produkte hierzulande, so sagte einer, unter anderem die Molkerei am Ort. Da ist mir fast das Herz stehen geblieben. Scheitz und das Kloster - das war ja jahrelang ein zerschnittenes Tischtuch! Ich war mir sicher, dass das in alle Ewigkeit so bleibt - und dass nach so einer Aussage die Wirte gleich wieder weg sind, eh' sie überhaupt anfangen. Relativ zeitgleich übrigens, und ich hab' nicht an einen Zufall geglaubt, tobte auch in der Molkerei ein Pressegespräch. Und was sag' ich Euch? Unternehmerin Barbara Scheitz äußerte sich auch merkwürdig. Man rede zumindest wieder miteinander. So sagte sie.

Da war ich platt. Wobei es ja schon toll wäre, wenn das, wofür Andechs jenseits von Kirche und Wallfahrt berühmt ist - Milchprodukte und Bier - wieder zueinander fände. Das ganze Dorf war ja schon gespalten in dieser Frage. Ich glaub' jetzt fast, dass Tante Frieda da ihre Hände im Spiel hatte. Die wird ihnen lange genug gepredigt haben, dass "die Zeit alle Wunden heilt". Bis sie es geglaubt haben. Bei mir als Geist hat das übrigens bis jetzt nicht funktioniert. An mein Elflein denk' ich noch immer. In der Ewigkeit jeden Augenblicks.

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