Nepomuk:Wen juckt's?

Die Läuse gehen um, auch in den politischen Gremien des Landkreises. Dort ist man es zwar gewohnt, zu kratzen - wenn auch eher das Geld zusammen.

Von Eurem Nepomuk

Ich geb's nur ungern zu, aber mich juckt's. Und das ist gefährlich, hab' ich mir sagen lassen. Also nicht das Jucken selbst, sondern die gesellschaftlichen Folgen. Es sind nämlich wohl Läuse, die sich da bei mir auf dem Kopf eingenistet haben. Keine Sorge, ich hab' da schon alle verfügbaren Mittel drauf, die hergegangen sind. Nebenbei, das ist eine ganze Menge und irgendwie hab' ich den Eindruck, dass der Kopf von dem ganzen Chemiekram, den ich einmassiert und einwirken hab' lassen, jetzt noch mehr juckt. Aber so eine Bio-Behandlung soll ja angeblich gar nichts bringen, deshalb hab ich erst gar keinen Brennnessel-Sud aufgesetzt, der mir bei sonstigen Wehwehchen eigentlich schon immer hilft. Viel mehr beschäftigt mich ehrlich gesagt die Frage, wer mir die Dinger vermacht hat, denn es heißt ja, dass die von einem Kopf zum anderen springen. Vorausgesetzt freilich, die Köpfe stecken nah genug beieinander.

Wie ihr wisst, lass' ich kaum eine Gemeinderats- oder Kreistagssitzung aus. Und in solchen Gremien ist das Köpfezusammenstecken ja bekanntlich Sinn und Zweck der Veranstaltung. Die Stadträte werden künftig also nicht nur die Gemeindefinanzen und das Fortschreiten diverser Bebauungspläne jucken, sondern ganz besonders die eigenen Köpfe. Was mir wirklich leid tut, weil - jetzt kommen wir zu den gesellschaftlichen Folgen - die jetzt womöglich gescholten werden, wie ansonsten nur Mütter, die ihre Kinder mit den Dingern in die Schule schicken. Kann aber auch sein, dass nur die Mütter gescholten werden - dass sie nicht nur ihre Kinder verlaust in Schule und Kita schicken, sondern obendrein ihre Männer verlaust in den Gemeinderat. Oder da selbst mit Nissen in den Zöpfen hinlatschen.

Jedenfalls wundert euch nicht, wenn sie sich jetzt überall kratzen, das ist nicht allein der Stress und die Nervosität. Und irgendwie passt's ja auch, schließlich muss überall in den Gemeinden gekratzt werden, meistens das Geld zusammen. Ich schau' da vorerst nur mehr aus sicherem Abstand zu. Und ganz ehrlich, bei vielen Themen, die die da beraten, frag' ich mich schon lange: Wen juckt's?

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