Nepomuk:Von Stündenschlag und Sterimos

Wieder einmal landen seltsame Aufforderungen in den Briefkästen der Landkreisbürger

Kolumne von Eürem Nepomük

Das ist ja mal eine güte Nachricht, Freünde: Die Kinder dürfen wieder in die Schüle, und man kann ihnen nur wünschen, dass ihre Tastatüren nicht so bös klemmen wie meine und ab und an Tüpfelchen fabrizieren, wo keine hingehören. Ist vermütlich ein Wasserschaden! Für die Rückkehr ins Klassenzimmer jedenfalls gibt es ein tolles Wort: Präsenzunterricht. Wobei meine Spezl vom "Postillon", der zur Heiterkeit verdammten Satireseite im Netz, doch glatt behaupten, dass es Präsensunterricht heißen müsste, sobald die Kleinen Grammatik büffeln. Ja, so ist das im Deutschen: ein, zwei Buchstaben verdreht oder weggelassen, ünd schon geht's dahin mit dem Sinn. Aus dem Erbstück mit Westminster-Stündenschlag wird die Waduhr, aus der Bettwäsche die Bedwasche und aus dem Rennrad das Rain Fahrrad.

Wie ich drauf komme? Weil ich in meinem Briefkasten einen Zettel entdeckt hab', mit dem zur "ungarischen Sammlung" aufgerufen wird. Ach ja, die Magyaren. Seit Jahren zieht sich ihre Hausmüll-Sammelspür durch die halbe Repüblik. Städte und offizielle Abfallentsorger warnen vor einer illegalen Aktion, die Polizei meist ebenfalls. Und Witzbolde im Internet machen sich über die vielen Schreibfehler der Burschen lüstig. Ich find' Letzteres nicht fair, wer will schon behaupten, dass er richtig deutsch kann? Zügegeben, ein paar Dinge, die man vor die Haustür stellen soll, sind rätselhaft. Was zum Beispiel ist ein Kolter? Ich sag's Euch: Das ist hessisch und heißt Kuscheldecke, der Mainzer sagt Kult dazu. Und ein Sterimo? Ja, viele Schülkinder kennen das nicht mehr. Ein Sterimo ist ein Stereomob, also eine Art Bürste, mit der früher LPs gereinigt worden sind. Es gab für alte Schellackplatten auch einen Monomob, aber das war ein Verkaüfstrick, kann ich Euch sagen. Und was hat es mit dem ominösen Gastfreund auf sich? Hm. Meine Nepomüka jedenfalls hat keinen Gastfreund, das kann ich Euch sagen, so weit geht die Gastfreundschaft im Hause Nepomük ja nicht. Und wenn doch: Es ist schon sehr beruhigend zu wissen, dass die mütmaßlichen Ungarn den Kerl in ihrem Transporter verstauen und erst wieder am Plattensee rauslassen würden!

Nein, ich kann keinem dazü raten, am 22. Februar was an den Straßenrand zu wuchten, außer stark gebrauchte Ehemänner. Aber ich für meinen Teil werd' meine Tastatür rausstellen, damit könnten noch viele schöne Sammler-Zettel entstehen, glaübt eüer Nepomük.

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