Nepomuk:Transzendentale Temporalphysik

Erbitterte Grabenkämpfe und endlose Sitzungen des Starnberger Stadtrats müssen nicht sein. Da gäbe es eine einfache Lösung

Euer  Nepomuk

Liebe Leute, ich find's toll, dass sich unter Euch besonders aufmerksame Leser befinden. So ist es einigen aufgefallen, dass ich hier vor ein paar Wochen mein Alter mit 196 angegeben habe - aber mich am vergangenen Wochenende als 173-jährig outete. Ja was denn, werdet Ihr jetzt denken, der Nepomuk flunkert uns an? Nix da, ich kann Euch beruhigen, alles die reine Wahrheit: Als Geist ist es mir durchaus möglich, sowohl 173 wie auch 196 Jahre alt zu sein. Das hat mit transzendentaler Temporalphysik zu tun, was ich Euch Sterblichen nicht näher erläutern kann, weil es selbst meinen geistig-geistlichen Horizont übersteigt.

Jedenfalls kann ich zwar gleichzeitig diverse Lebensalter auf dem Buckel haben, aber leider nicht zeitgleich an verschiedenen Orten auftauchen. Da geht es mir wie meiner alten Freundin, der Neubauer Martina. Die hat zu den Haushaltsberatungen jüngst im Starnberger Finanzausschuss gefehlt und konnte auch keine Stellvertreter auftreiben, weil der fix anberaumte Sondertermin nicht mehr in den vollen Terminkalendern der Grünen unterzubringen war. Martinas Entschuldigung mit dem Wunsch, künftig mit längerfristiger Planung die Beteiligung aller Mitglieder zu ermöglichen, wurde gar nicht erst in der Sitzung erwähnt - das hätte ja womöglich wieder eine ausschweifende Debatte über demokratische Spielregeln zur Folge gehabt.

Die Aufmerksameren unter Euch werden ja auch bemerkt haben, dass ich mich schon länger nicht mehr über den Starnberger Stadtrat und dessen Zwist mit seiner Sitzungsleiterin ausgelassen habe. Nachdem meine gute alte Brieffreundin Evi John im vergangenen Jahr gefunden hat, ich hätte nichts anderes zu tun, als "die "Zustände" zuzuspitzen und niederzuschreiben", bin ich in mich gegangen. Ich hab' ja auch eine sensible Seite. Also hab' ich mir geschworen, nicht mehr über den Stellungskrieg im Stadtrat zu lästern, der in Starnberg politische Fortschritte als viel größere Wunder als alle transtemporären Kunststückchen erscheinen lässt.

Auch zu den erbitterten Grabenkämpfen um spontan einberufene, aber endlose Sitzungen wollte ich schweigen wie ein Grab. Aber nun ist mir dank der Martina ein glänzender und beispielhaft konstruktiver Vorschlag eingefallen, wie die Evi das Dilemma mit einem Schlag lösen könnte. Sie muss bloß für jede Fraktion eine eigene Sitzung abhalten - schon wären die ausufernden Debatten bis zum Morgengrauen ein für alle mal Geschichte. Das Abstimmungsergebnis lässt man dann von Neutralen zusammenzählen - am besten von den Wahlhelfern in Gauting. Die haben sicher die meiste Erfahrung.

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