Nepomuk:Tierisches Marketing

Kaum sind die Scharen von Urlaubern, folgt die Invasion der Vögel

Kolumne von Eurem Nepomuk

Jetzt hatte ich mich so auf den Herbst gefreut, wenn die ganzen Münchner nicht mehr am Wochenende raus an die Seen fahren, sondern mal in ihre Museen gehen. Endlich Ruhe! Doch zu früh gefreut: Sind die einen weg, kommen die anderen. Und zwar in Scharen. Kolben- und Tafelenten, Blesshühner, Stern- und Prachttaucher finden es im Winter am Starnberger oder Ammersee deutlich gemütlicher als im kalten Norden. Mitunter sogar noch schöner als in Afrika, weshalb sie sich immer öfter entscheiden, den anstrengenden Weiterflug bleiben zu lassen. Richtig harte Winter gibts im Fünfseenland ohnehin nicht mehr - dafür viele nette Menschen, die eigens Futterstationen in ihren Gärten herrichten.

Gegen die Vögel hab ich ja gar nichts, wären die Menschen nicht so verrückt nach ihnen. Die kommen nämlich gleich wieder angeschlappt, wenn sich rumgesprochen hat, dass sich Taucher auf dem See tummeln oder Starenschwärme am Himmel vor Bergpanorama Formation fliegen. Ist ja auch ein schönes Schauspiel. Aber wenn ihr mich fragt, dann ist das nur Schleimerei. Ein bisschen hübsch am Himmel rumflattern mit den Kumpels und schon ist man Vogel des Jahres. Und bekommt das Futter vor den Schnabel geworfen. Eine sehr gut funktionierende Marketingstrategie, die sich die Stare - das ist zumindest meine Überzeugung - von den Eichhörnchen abgeschaut haben.

Kaum saust so ein braunes Felltierchen im Garten durch die Bäumen ertönen Laute der Verzückung und Bewunderung. Ein einziges "Ah" und "Oh" und "Ja natürlich haben wir noch was von der Nussmischung im Schrank". Dabei ist ein Eichhörnchen genau genommen nichts anderes als eine Ratte, nur halt mit buschigem Schwanz. Und der vermarktet sich offenbar besser als ein nackter. Die Ratten am Starnberger und Ammersee sind die Gänse. Die wollen alle loshaben, weil sie angeblich nur Dreck machen. Ich find, die Gänse sollten sich mal mit den Eichhörnchen beraten, wie sie ihr Image aufpolieren können. Heuer wird das aber wahrscheinlich wieder nichts. Schließlich muss das Schnattervieh los Richtung Süden. Und das Eichhörnchen bleibt bei den vielen Menschen am See lieber in den Bäumen, vermutet.

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