Süddeutsche Zeitung

Nepomuk:Wassergeist trifft Krümelmonster

Der Landkreis Starnberg muss sparen - aber muss es ausgerechnet am Essen sein? Das findet der Nepomuk gar nicht gut, und fordert: Kaffee und Kuchen müssen im Kreistag bleiben!

Kolumne von eurem Nepomuk, Starnberg

So ein Dasein als Wassergeist hat echt seine Vorteile: Überall macht man mit, aber keiner merkt's! Das gefällt mir gut als unbeobachteter Beobachter. Denn wenn ich so in Sitzungen rumlungere, bekomme ich Dinge mit, die euch ja sonst niemand erzählen würde. Nachteil an der Sache: Weil keiner weiß, dass ich da bin, kriegt auch keiner was von meinen klugen Vorschlägen mit. Ansonsten nämlich hätte ich neulich im Starnberger Kreistag mal so richtig auf die Ka..., sorry, äh, also auf den Putz gehauen.

Es ist nämlich so: Die Kassen sind leer, der Landkreis muss sparen. Das hat sogar meine Nepomuka kapiert. Und jetzt haben sie im Kreistag beschlossen: 10 000 Euro weniger für die Verpflegung der Kommunalpolitiker. Da frag' ich mich ernsthaft: Geht's noch? Nie habe ich mir bislang an Sitzungstagen im Landratsamt Sorgen ums Essen machen müssen. Oft genug ging's nach der ganzen Debattiererei schick ins Restaurant. Da bin ich einfach hinterhergeschwebt - und hab' mich bedient: Ein Stückchen Rinderbraten hier, ein paar Kässpatzen dort. Nur so viel, dass es gerade nicht auffällt. Alte Mundraub-Wassergeist-Weisheit: Bleibe unbemerkt dabei, ansonsten gibt's ne Keilerei! Und dann gäbe es womöglich gar keine gemeinsamen Essen mehr.

Noch ist nicht ganz klar, welche Posten den Einsparungen zum Opfer fallen. Klar, man muss die Kohle zusammen halten. Aber bitte, liebe Leut': Nicht die Abendessen! Ich hätte dann nämlich ernsthafte Versorgungsengpässe. Schließlich freut sich auch Nepomuka über ein Häppchen Jägerschnitzel mit Schwammerlsoße. Nicht auszudenken, wenn die Kreisräte sich jetzt im Derby-Imbiss am Starnberger Seebahnhof träfen und ich daheim mit ein paar labbrigen Pommes und Döner aufkreuze. Sparzwang hin oder her, aber das geht nicht gut.

Noch schlimmer wäre es aber, wenn der Kreistag den Kuchen streichen würde. Ich liebe Kuchen! Vor allem mit Schoko. Weil ich kann ja selbst keinen backen oder beim Kasprowicz anrufen und sagen: "Servus, bringt mir doch mal bitte ein Himbeerbaiser und ein Stück Sachertorte in den See" - das geht auch nicht. Da müsste er sich ja in seinen Taucheranzug werfen, der Kasprowicz. Wenn er überhaupt einen hat. Wie auch immer: Kaffee und Kuchen im Kreistag müssen bleiben! Allein schon deshalb, um meinen Hunger nach Kuchen zu stillen. Ich bin nämlich ein Süßer. Und damit bin ich nicht allein: Auch die Kreisräte und -rätinnen greifen gern zu. Ja, so ist das: Wassergeist trifft Krümelmonster. Dass dies ewig so bleibt, hoffe ich wirklich inständig.

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