Süddeutsche Zeitung

Nepomuk:Zum Glück gibt's Socken

Lesezeit: 2 min

Warum jetzt alle bunte Strümpfe tragen und was das mit dem Sturm in Herrsching zu tun haben könnte.

Von Eurem Nepomuk, Starnberg

Ich will ja nicht prahlen, aber ich möchte schon behaupten: Heuer habe ich das beste Weihnachtsgeschenk bekommen, das es gibt. Als bescheidener Wassergeist hatte ich mir nichts gewünscht, umso schöner war es, als dann doch ein kleines Packerl für mich im Schilf lag. Und zwar ein Paar Socken. Bitte haltet Euren Spott zurück und lasst mich kurz erklären. Dieses Paar Socken war ein ganz besonderes. Knallbunt und wild gemustert waren die schicken Dinger, so richtig schnittig und frech. Und eine Anleitung war auch dabei: Es handle sich um echte Glückssocken, stand da. An Tagen, an denen man sie trage, gehe alles gut. Wahnsinn, oder?

Jetzt verstehe ich, warum ein Bank-Vorstand aus dem Fünfseenland bei wichtigen Terminen so bunte Socken trägt und auch der ein oder andere Kommunalpolitiker in Gemeinderatssitzungen. Das mag optisch mitunter eine Mutprobe sein, aber wenn es wirkt. Jedenfalls kann ich Euch berichten, dass es immer mehr Menschen gibt, die auf Glückssocken setzen, und ich kann das auch gut verstehen.

Es wird ja nicht leichter, wenn ihr wisst, was ich meine. Also alles wird irgendwie immer teurer und schwerer und anstrengender. Und das Wetter wird mehr und mehr zu einer Gefahr: Erst sorgt der Schnee für Chaos, dann verwüstet der Sturm das Fünfseenland wüstet. Wer weiß, was da noch kommt? Der Herrschinger Bürgermeister rechnet in der Silvesternacht mit den nächsten orkanartigen Böen am Ammersee. Der arme Christian Schiller, der tut mir direkt leid. Während ich mich an Weihnachten lustig von Dießen bis Inning und zurück schaukeln lasse, zerdeppern ihm die Wassermengen die ganze Uferpromenade. Stege, Mauern, Wege: alles hin. Und jetzt soll da womöglich wieder ein Sturm kommen inklusive Flut.

Ich weiß ja nicht, was der Christian zu Weihnachten gekriegt hat, aber Glückssocken vermutlich nicht. Aber ich frag' mich schon, woher er das mit dem Sturm zu Silvester weiß, den meine Wetter-App noch nicht mal auf dem Radar hat. Womöglich ist er im Besitz von Socken, mit denen man ein bisserl in die Zukunft schauen kann. Das würde auch die Sache mit den Blumenzwiebeln erklären. Normalerweise nämlich setzen die Bauhof-Mitarbeiter im Dezember mehr als 1000 Tulpen und Narzissen in die Grünanlagen vor dem Kurparkschlösschen, auf dass der Prachtbau im Frühjahr in einem Blütenmeer erstrahlt. Wegen des Christkindlmarktes hat man das heuer verschoben und ist nun heilfroh. Denn die Wiesen am Ammersee-Ufer hat es dermaßen aufgeschwemmt, da hätte es kaum eine Blumenzwiebel im Erdboden gehalten. Was für eine weise Entscheidung.

Ich werde mir die Socken vom Christian bei nächster Gelegenheit einmal genauer ansehen. Und mir mein Paar für die Silvesternacht bereitlegen, jetzt bin ich schließlich vorgewarnt. Wobei ich gestehen muss, dass mir ein paar Wellen zur Silvesterparty gerade recht kämen, da geht's dann quasi von ganz alleine rund hier unten. Passt Ihr da oben gut auf Euch auf oder tragt die richtigen Socken.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.6326108
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.