Süddeutsche Zeitung

Nepomuk:Niki Sontheim kommt auf Touren

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Der Feldafinger Bürgermeister hat eine neue Leidenschaft - und die hat mit dem Herrschinger Gymnasium und einem roten Kopf zu tun

Kolumne von Eurem Nepomuk

Ihr lieben Leut', ich muss Euch jetzt mal was verraten. Nein, nicht, wer von unseren Kreispolitikern bis zum Abwinken beim Sitzungsbuffet hinlangt, weil er den größten Hunger und Durst hat. Mei - ich könnte Euch da Geschichten erzählen, die bunter sind, als die große Schnittchenplatte von meinem Lieblingsschlachter. Und da sind immer so kleine, kandierte Kirschen auf dem Schinken. Mnjam. Nein es geht um meinen Lieblingschefkoch, ach, ich mein natürlich Lieblingsbürgermeister, den Bernhard Sontheim. Der hat eine neue Leidenschaft neben Würschtel in die Suppe rühren (und essen) am Fairtradetag vor seinem Feldafinger Rathaus und uralte Grammofone samt Schellackplatten sammeln (und hören): "Mein kleiner Grüner Kaktus: 1500 Euro!" Ganz anders. Der Sontheim will sich einen Ferrari anschaffen. Echt jetzt. Und nicht so einen Hausfrauen-Ferrari, sondern einen echten Testarossa, zwölf Zylinder, 4,9 Liter, 180°-V-Heckmotor. Das passt, hab' ich mir gedacht, als er davon im Kreisausschuss erzählte. Zu den Grammofonen, weil die ersten Testa Rossa - die frühen Modelle schrieben sich getrennt - auch schon so alt sind und längst nicht mehr gebaut werden. Und weil "testa rossa" roter Kopf bedeutet, ich wisst schon, was ich meine.

Einen roten Kopf hat der Sontheim jedenfalls beim Herrschinger Gymnasium bekommen, das jetzt noch viel teurer wird. Dabei hat der sich schon so aufgeregt, als es noch viel billiger war. Getobt hat der, dass seine Gleichnisse nur so hinkten. Das wäre ja, als wenn eine vierköpfige Familie, die schon fünf Autos in der Garage stehen hat, sechstens noch einen Ferrari anschafft, hat er gesagt. Und ich hab' mich schon gefreut, weil ich dachte, jetzt kommt so eine Wutrede wie vom Stoiber ("Zehn Minuten!") oder vom Aiwanger ("Sechs bis acht Leute, jeder mit seinem Kumpel, 15-Meter-Tisch"). Aber dann hat er die Kurve gekriegt und gesagt, aber damit Frau sich keine Sorgen ums Geld macht, legt er in den Testarossa eine alte Fußmatte rein und behauptet: Schau, gar nicht so teuer.

Puh, ich hab ein bissl gebraucht, bis ich da hinterhergekommen bin. Die Schalper Erika von den Grünen hat sich da einfacher ausgedrückt. Bildung ist doch kein Luxus, hat sie dem Sontheim gesagt. Und auf Bairisch: "Dass des so viel Geld kostet, kotzt uns doch alle an." Mit Kavalierstart grüßt

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Quelle:
SZ vom 10.10.2020
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