Nepomuk:Max, die Fledermaus

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Der Kraillinger CSU-Kreisrat Max Stürzer wäre gerne eine Fledermaus. Dann würden er und seine Familie vor Straßenlärm womöglich besser geschützt.

Von Euer Nepomuk

Ich bin noch etwas durcheinander. Man könnte auch sagen: verstört. Mir klingen nämlich die Worte vom Stürzer Max aus Krailling nach. Er hat wirklich in der Sitzung im Landratsamt gesagt, er möchte lieber eine Fledermaus sein und kein Mensch mehr. Das war kein Witz. Auch kein Faschingsscherz. Es war sein Ernst. Ach, ihr kennt den Stürzer Max nicht? Ich sag's euch: Er ist der Eigentümer von Gut Hüll, hat viel Grund und Boden und ist CSU-Kreisrat. Und ein ganz griabiger Typ. Aber jetzt will er eine Fledermaus sein.

Gut, eine Fledermaus ist ja ein Tierchen mit vielen tollen Eigenschaften. Zum Beispiel kann es im Dunkeln fliegen und jagen, weil es eine Art Radar hat. Im Winter begibt es sich in eine dunkle Höhle und wartet ab, bis es Frühling wird. Im Sinne des Energiesparens eine vorbildliche Eigenschaft. Aber der Stürzer Max will nicht aus diesem Grund die Spezies wechseln, sondern wegen der irren Vorschriften und Auflagen beim Straßenbau. Diese sehen zum Beispiel vor, dass die Anwohner einer neuen Staatsstraße einen Lärmschutzwall erhalten, wenn im angrenzenden Wald eine Fledermaus-Population nachgewiesen wird. Die neue Starnberger Westtangente über Hadorf und Gut Mamhofen erhält bei dem Gut einen solchen Wall, weil es dort Fledermäuse gibt und diese Überflughilfen brauchen, um sicher über die Straße fliegen zu können. Der dafür vorgesehene Erdwall ist einige Meter hoch. Das findet der Stürzer Max schon ziemlich abgedreht und irre. Denn er hat ein ähnliches Problem.

Sein Gut Hüll liegt in der Nähe der Lindauer Autobahn, die bekanntlich zwischen Oberpfaffenhofen und Germering auf sechs Fahrspuren erweitert wird. Die Autobahn rückt daher näher zum Gut vom Stürzer. Einen Lärmschutzwall bekommt er dennoch nicht aufgeschüttet. Den Grund ahnt ihr schon: Dort gibt es keine schützenswerten Fledermäuse. Dort wohnt nur der Stürzer Max mit seiner Familie. An dieser Stelle dürfte wohl klar sein, warum er lieber eine Fledermaus sein möchte als ein Mensch.

Ja, Leute, das ist sehr nachdenkenswert, meint

© SZ vom 25.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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