Nepomuk:Martina und die Bilokation

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Warum sich die Grünen-Landratskandidatin bis 2. Mai eine besondere Fähigkeit aneignen sollte

Kolumne von Eurem Nepomuk

Es gibt erstaunlich viele langweilige Fragen, die jeden interessieren, zum Beispiel, ob Donald Trump wieder beim Golf gewinnt, Bürgermeisterin Eva John eine zweite Amtszeit bekommt und die Grünen den nächsten Starnberger Landrat stellen. Ach, Leute, tut nicht so, als ob da auch nur einer lange herumrätseln müsste! Natürlich wird es so kommen. Viel spannender ist etwas anderes: Kann ein Mensch zur selben Zeit an zwei verschiedenen Orten sein? Sagen wir: um zwölf Uhr in Palm Beach und in Assenhausen? Atome und Photonen schaffen das. Euer Nepomuk kann es auch, weil er ein Wassergeist ist, und Wasser bekanntlich ein Molekül ist, das aus Atomen besteht. Die CSU hat diese Fähigkeit, die unter dem schönen Namen Bilokation bekannt ist, erstaunlicherweise nicht. Sie schafft es aber immer wieder, zwei verschiedene Sachen gleichzeitig zu denken, zum Beispiel generell für Asylbewerber zu sein und im Besonderen für deren Abschiebung. Und die Grünen, die Hoffnung der Armen, Alten, Gepiesackten und Bienen?

Ja, schade: Die Grünen haben's auch nicht drauf, deshalb hob in ihren Reihen jetzt ein aufgeregtes Grummeln und Summen an. Bürgermeisterin John hat sich nämlich dazu entschlossen, eine außerplanmäßige Sitzung des Stadtrats einzuberufen. Sie tut das öfters, sie wird schon wissen, warum. Blöderweise kollidiert der Termin wieder mit einer Grünen-Pflichtveranstaltung: Im März traf's Martina Neubauer, die damals gekürte Landratskandidatin, nun ist Kerstin Täubner-Benicke dran, die am 2. Mai als Bürgermeisterbewerberin aufgestellt werden soll. Aus Johns Sicht ist der Grünen-Abend wahrscheinlich reine Zeitverschwendung, denn es kann keine andere aussichtsreiche Kandidatin als John geben, das muss man verstehen. Neubauer allerdings versteht das nicht und wäre gern bei der Aufstellungsversammlung und im Stadtrat dabei, was also tun?

Klar, sie hat sich an die Rechtsaufsicht des Landratsamts gewandt, aber Freunde, das führt doch zu nichts! Die Rechtsaufsicht ist ein völlig überlasteter Kummerkasten. Heinrich Böll hat in seiner Erzählung "Nicht nur zur Weihnachtszeit" viel überzeugender vorgemacht, wie's geht: Wer an zwei Orten gleichzeitig sein will, verdingt einen ähnlich aussehenden Schauspieler, und die Sache ist geritzt. Vielleicht kann man das sogar von der Steuer absetzen, hofft

© SZ vom 27.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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