Nepomuk:Kunst auf Rädern

In Feldafing zeigt sich der Bürgermeister flexibel. Mal ist das Rathaus ein Ausstellungsraum, mal eine Fußballarena

Von Euer Nepomuk

Ihr wisst ja, liebe Leute, dass ich ein großer Freund wahrer Kunst bin. Wenn meine liebe Freundin, die liebe Annette Kienzle vom Kulturamt, wieder mal zu einer Vernissage in den schönen Starnberger Bahnhof einlädt, um Gouachen aus Papua-Neuguinea zu zeigen, bin ich sofort dabei. Noch lieber geh' ich allerdings zu den Ausstellungen im schönen Foyer der Kreissparkasse. Das stimmt doch einfach nicht, dass dort nur die Bilder frustrierter Hausfrauen gezeigt werden. Manchmal steh' ich staunend vor den Stellwänden, und frag' mich, was die Künstlerin oder der Künstler mir damit sagen wollte. Oft find' ich keine Antwort. Aber vielleicht gibt es ja auch keine, weil es der Künstler selbst nicht weiß, was er da auf das Papier oder die Leinwand gebracht hat. Hauptsache, die Bilder werden ausgestellt.

Apropos, da fällt mir gerade mein lieber Freund, der Sontheim Bernhard, der König von Feldafing, ein. Nein, das hab' nicht ich erfunden, das stand so in der Freinacht auf einem der Ortsschilder. Den Bernhard soll's gefreut haben. Vielleicht war er's ja auch selbst, aber das ist eine andere Geschichte. Wie ihr alle wisst, ist der Bernhard ja nicht nur ein großer Kunstfreund, der allerdings lieber Jazz mit den Ohren genießt als sich grausliche Bilder in seinem schönen Rathaus anzuschauen. Wenn schon, dann muss es etwas Besonderes sein, was da an den Stellwänden hängt. So wie jetzt bald die Ausstellung "Alte und neue Architektur am Starnberger See", am Beispiel Feldafings. Super Fotos und schicke Zeichnungen werden die Bürger in Scharen vor die Stellwände locken. Womit der Bernhard aber ein kleines Problem hat. Denn die Ausstellung läuft just in der Zeit der Fußball-Europameisterschaft, und bekanntlich wird jedes Spiel oberhalb der Bezirksoberliga im schönen Bürgersaal auf Großleinwand gezeigt. Schließlich ist der Bernhard nicht nur ein großer Freund des (Motor-)Sports, wenn er auf seiner Harley durch die Gegend tourt. Auch Fußballfan ist er, und wenn Deutschland gegen Irland just am Tag der Gemeinderatssitzung spielt, dann muss die Änderung der Veränderungssperre halt mal warten. Und auch die Kunst muss an solchen Tagen dem Sport weichen. Die Ausstellung wird einfach rausgeräumt, mittels einer "mobilen Lösung" wie es heißt. Stellwände auf Rollen oder so. Ganz schön pfiffig, findet

Euer Nepomuk

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