Man kann nicht überall sein, nicht mal als Wassergeist. Das red' ich mir jetzt seit einer Woche immer wieder ein, um den Groll auf mich selbst zu dämpfen. Stellt Euch vor, Euer Nepomuk, praktisch der Adabei in Person, hat das Ereignis der diesjährigen Badesaison verpasst! Sehr, sehr ärgerlich, findet auch meine Nepomuka. Eigentlich sind ja meine Sinne geschärft, wie eine Spinne im Netz sämtliche Promi-Vibrations in und an den Gewässern unseres schönen Fünfseenlandes aufzuspüren. Aber am vergangenen Wochenende hatte ich einfach zu viel um die Kiemen, das Gala-Diner zu Sisis 125. Todestag im "Vier Jahreszeiten" zum Beispiel.
Und dann muss ich selbstkritisch zugeben, dass ich den Wörthsee bislang nicht so auf dem Radar hatte, wie er es verdient. Dabei ist der gerade enorm angesagt, zumindest bei den Münchnern, hat mir meine Nepomuka jetzt erklärt. Im Nachhinein, als es schon zu spät war. So ist mir jedenfalls entgangen, wie am vergangenen Sonntagmittag dort unser aller Ministerpräsident baden gegangen ist. Ein guter Freund von mir hat genau gesehen, wie der holde Söder Markus an der Rossschwemme den Wörthseewogen entstiegen ist. Nicht so grazil wie seinerzeit Aphrodite dem Mittelmeer, eher sorgfältig auf die spitzen Steinchen am Ufer achtend, damit er nicht ins Straucheln gerät. Zur Not wären dann seine Bodyguards zur Seite gewesen. Ansonsten aber verlief der Auftritt möglichst dezent und betont unauffällig: Der Chef war schließlich privat da.
Offenbar eine seltene Pause zwischen all den Wahlkampfterminen. Natürlich nutzte sie der wackere Markus nicht bloß zur Erholung, sondern um sich beim Schwimmen körperlich zu ertüchtigen. Kann nicht schaden, auf die Figur zu achten, bei all den Grillhendln, Haxn und Schweinswürstln, die er da ständig in den Bierzelten verdrücken muss. Es gilt ja zu beweisen, dass man hinter der AfD und dem Aiwanger Hubert das vorvorletzte Bollwerk gegen die drohende Müsli- und Gender-Diktatur der Grünen ist.
Nun aber will unser Landesfürst auch in der extrem körperbewussten LGBTIQ-Community neue Freunde und Wähler finden. Sogar einen queeren Aktionsplan will er für Bayern erstellen lassen, wie ihn alle anderen Bundesländer schon haben, hat der Markus beim sauren Lüngerl im Münchner Lesben- und Schwulentreff "Deutsche Eiche" versprochen.
Selbst steh' ich ja nicht so auf den ganzen Body-Kult, aber wie es um den aktuellen Fitness-Level vom Markus bestellt ist, hätte ich zu gern mit eigenen Augen eingeschätzt. Fotos trau ich da nur bedingt. Mann, ich könnte mich wirklich in den Hintern beißen, wenn die Zähne bloß lang genug wären. Auch wenn der Markus - ganz anders als ich - den Eindruck vermittelt, gleichzeitig alles und überall sein zu können: In meinem Revier bietet sich selten die Gelegenheit, ihn so schön zu sehen, wie die Natur ihn schuf, weiß Euer Nepomuk.