Nepomuk-Kolumne:Wo sind die Streits?

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Wenn Streit tobt, sehnt man sich nach Ruhe. Aber Ruhe kann unglaublich langweilig sein

Kolumne von Eurem Nepomuk

Huch! War irgendwas? Hab ich was verpasst? Ich muss eingenickt sein, aber nur ganz, ganz kurz. Das geht jetzt schon seit Wochen so, Ihr lieben Leute. Ich kenn' mich ja gar nicht mehr. Von der Frühjahrsmüdigkeit bin ich direkt in die Sommerträgheit gewechselt - ohne Hochgefühl, ohne Jubelarien, ohne Schmetterlinge im Bauch. Mir ist so fad. Und das liegt an der Kommunalwahl. Ich sag's Euch, damals ging das los.

"Stickluft und Langeweile entwickeln sich gern, wo eine Menge Menschen in einem geschlossenen Raum beisammen sind", hat schon der Schlegel Fritz über den deutschen Gemeinderat philosophiert oder so ähnlich. Wie falsch, Herr Philosoph, wie falsch! Doch nicht in Starnberg. Da haben die sich gefetzt wie die Kesselflicker, gebrüllt wie Stiere und vertagt wie die Weltmeister. Popcorn hab' ich einmal mitgenommen, so spannend war das. Demokratiemäßig vielleicht ein bisserl bedenklich, aber gute Unterhaltung. Was haben die Stadträte den Saal unter Protest verlassen und unter noch größerem Protest wieder betreten, Beratungen abgebrochen, boykottiert und hinausgezögert bis in die Puppen. Womit wir wieder beim Einnicken sind.

Das alles waren nämlich die ruhmlosen Zeiten des Starnberger Stadtrats. Und heute? Alles vorbei. Da ist noch das Lustigste, wenn ein Stadtrat immer noch nicht den Knopf fürs Mikrofon findet, also wabernde Wortblasen blubbernd und Kreise in die Luft gestikulierend zur 43. Novellierung des Flächennutzungsteilplans 724/12/884 Stellung nimmt. Was? Wie bitte? Man kann Sie nicht hören! Knopf drücken! Nein, den anderen! Da müssen dann alle schmunzeln, haha, und das war's dann auch schon. Die neuen Stadträte stellen sich mit dem Technikzeugs halt noch schusseliger an als die alten. Nicht witzig!

Selbst mein neuer Spezl, der Patrick, der neue Bürgermeister, den kennt Ihr ja jetzt, hat im Stadtrat gesagt, dass er mehr "Feuer" in der Sitzung erwartet hätte. (Sogar in Gauting sollen jetzt viel leisere Töne angeschlagen werden. Ich glaub', ich muss mal wieder meine liebe, nicht ganz so neue Freundin Brigitte besuchen.) Dann hat der alte Philosoph eben doch recht behalten, gähnt

© SZ vom 04.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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