Nepomuk:Bienenpreis auch ohne Fleiß

Lesezeit: 2 Min.

Eine Biene im Landeanflug auf eine Rapsblüte: In Starnberg weiß man das kleine Nutztier durchaus zu schätzen und ist nun stolz auf die Auszeichnung "bienenfreundliche Kommune". (Foto: Patrick Pleul/dpa)

Technik hat zuweilen ihre Tücken, doch manchmal kann ein Fehler im System auch Vorteile haben: Starnberg ist nun eine "bienenfreundliche Kommune" - und keiner weiß so recht warum.

Von Eurem Nepomuk, Starnberg

Also Sachen gibt's, die gibt's gar nicht. Ich will jetzt mal aus einer Mücke keinen Elefanten machen oder einen Löwen zum Wildschwein. Aber es ist doch seltsam, dass immer wieder irgendwas nicht funktioniert. Ich sage nur: Technikversagen. Man denke an die Bayerische Seenschifffahrt. Fast könnte man meinen, die haben am Starnberger See nur noch eine Schrott-Flotte, was so natürlich nicht stimmt. Oder nehmen wir den MVV: Kaum ist mal was defekt oder irgendein Rechner läuft heiß, schon geht nichts mehr. Große Hoffnungen setzen viele ja nun auf künstliche Intelligenz, was allerdings freilich kaum etwas am Problem der weit verbreiteten natürlichen Dummheit ändern dürfte.

Aber zurück zu den Tücken der Technik, die - selten genug - auch ihr Gutes haben können. Einer dieser wundersamen Fälle stürzte jüngst den Starnberger Stadtrat in tiefste Verwunderung. Denn die Kreisstadt wurde als "bienenfreundliche Kommune" ausgezeichnet - und das, obwohl man gar nicht am Wettbewerb teilgenommen hatte. Im April waren die Stadträte zwar wild entschlossen gewesen, sich den Bienen-Preis zu schnappen, stellten dann aber mit Bedauern fest, dass die Bewerbungsfrist längst abgelaufen war. Dumm gelaufen, dachten sie, aber macht ja nix: 2025 folgt ja schon der nächste Wettbewerb.

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Doch dann veröffentlichte die Bezirksregierung von Oberbayern eine Liste mit 29 Dörfern und Städten, die besonders bienenfreundlich sind, darunter Forstinning, Germering, Olching, Aschheim, Neuried, Pullach, Penzberg, Weßling - und Starnberg. Das hat seine guten Gründe, denn seit dem Volksbegehren "Rettet die Bienen" steht Sumsebrumm in der Gunst ganz oben, und manchmal zählt offenbar allein die gute Absicht. Vielleicht reicht mittlerweile ja schon eine verirrte Biene zwischen Bundesstraße 2 und Wiesengrund, um als Insektenhochburg durchzugehen.

Starnberg (Foto: Bernd Schifferdecker)

Welcher Bienenfreund bei der Bezirksregierung seine Finger im Spiel hatte, ist bislang unbekannt, man rätselt noch. In Verdacht steht ein alter, einsamer Computer, der alles durcheinander gebracht haben könnte - was einerseits erschreckend ist, andererseits aber hoffen lässt: Starnberg könnte auch noch den Integrationspreis einheimsen, da war schon Ende Juni Bewerbungsschluss. Aktuell gesucht werden kreative Kunst- und Kulturprojekte, Starnberg wäre zweifelsohne vorn dabei. Vielleicht klappt das auch beim Bahn-Monopoly: Gehe zum Bahnhof See, kaufe kein Los und ziehe 170 Millionen Euro ein - das wär's doch.

Um aber ganz sicher zu gehen, dass Starnberg nie mehr irgendwas verpasst, wo es schöne Preise gibt, sollte sich das Rathaus mit künstlicher Intelligenz wappnen. Es winken Auszeichnungen für die schönsten Umleitungen, die nettesten Toiletten, die saubersten Bahnhöfe, die buntesten Mülleimer, und zur Krönung gar der "Deutsche Engagementpreis". Nur den Bienchen wird das alles vermutlich völlig schnurz sein, befürchtet euer Nepomuk.

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