Süddeutsche Zeitung

Nepomuk:Eine Stadtmalerin namens Eva

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Die Starnberger Bürgermeisterin streicht Bahnhofsklos an und lässt Straßen bepinseln, das macht ihr so schnell keiner nach

Kolumne von Eurem Nepomuk

Leute, heute hab' ich mal eine Frage an Euch: Seid Ihr mit Eurem Beruf zufrieden? Habt Ihr vielleicht sogar euren Traumberuf gefunden? Ich kann da nicht so recht mitreden, ich bin ja seit Jahrhunderten ein Wassergeist. Was nicht heißt, dass ich nicht auch gern Feuerwehrmann, Polizist oder Lokführer geworden wäre. Später dann war ich fasziniert von den Raumfahrern. So schneidig wie Commander McLane mit der Orion durchs Weltall düsen, Seite an Seite mit der schönen, unnahbaren Tamara Jagellovsk die Frogs bekämpfen, das wär' schon was gewesen für mich. Schließlich schau ich auch sehr gut aus, ich wär' ja ein richtiger Frauenschwarm, wenn ich nicht so verdammt unsichtbar wär'. Aber das ist halt mein Schicksal, und meistens hat das ja auch sein Gutes, wenn ich unerkannt durchs Fünfseenland streife, sorry, das heißt ja jetzt Region Starnberg-Ammersee. Und wenn ich's mir recht überlege, sind die Traumberufe auch nicht mehr das, was sie mal waren. Polizeistationen werden von aufmüpfigen Teenies gestürmt, und Feuerwehrmänner müssen sich wüst beschimpfen lassen, wenn sie helfen. Nicht schön, das sag' ich Euch.

Bürgermeister war ja früher auch ein Traumberuf. Schalten und walten wie man wollte, Bier und Zigarren in den Gemeinderatssitzungen und Bürger, die keine Entscheidung in Frage stellten. Herrliche Zeiten. Heute muss man bitten und betteln, dass Leute kandidieren, sogar bei der CSU. Da wird dann quasi jeder genommen, der nicht bei drei auf dem Baum ist. Natürlich passiert das nicht im Fünfseen..., 'tschuldigung, Region Starnberg-Ammersee. Hier haben wir nur tolle Bürgermeister und natürlich super Bürgermeisterinnen. Die sind so begabt und vielseitig, dass sie durchaus auch in anderen Berufen glänzen würden. Die Eva John zum Beispiel. Wie die Starnberger Bürgermeisterin malern kann, das macht ihr so schnell keiner nach. Sie streicht Bahnhofklos selber und lässt Straßen bepinseln, dass es eine wahre Freud' ist. Markierungen in Weiß, Schwarz und Rot, es ist eine Farbenpracht auf Starnbergs Straßen.

Also, wenn ich der Chef der Malerinnung wäre, ich würde sie glatt zum Ehrenmitglied ernennen. Und falls es doch nichts werden sollte mit der Wiederwahl: Für einen Berufswechsel ist es nie zu spät, weiß

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Quelle:
SZ vom 03.08.2019
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