Süddeutsche Zeitung

Nepomuk:Ein ewig Rätsel

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Die Tourismusförderer haben eine neue Werbezeitschrift aufgelegt - und behaupten glatt König Ludwig II. sei ein Todesfall

von Eurem Nepomuk

Wisst Ihr eigentlich, was die "gwt" ist, ihr kleinen und großen Könige und Prinzessinnen, und warum sie sich klein schreibt? Nein, das ist kein Buchstabendreher, der den Tescheewee meint, den französischen Schnellzug. Das ist die große Wundertüte mit ihren Chefstrategen, meinen Spezln Winkelkötter Christoph und Götzl Klaus. Eine Art Schnittstelle zwischen allem möglichen, die bescheiden geblieben ist, obwohl sie schon viel bewirkt hat in der Region StarnbergAmmersee. Welch letztere sich vielleicht deshalb zusammenschreibt, weil die Seen so nahe beieinander liegen. Ihr neuester Streich ist die Wasserzeitschrift mit Wasserkalender 2019. Tolle Sache. Ich hab' gar nicht mehr aufhören können mit dem Lesen, ehrlich. Bis ich was Schlimmes gestoßen bin: auf diese Notiz zum Kini.

Liebe gwt-Freunde, ihr wisst es doch besser: Ludwig II. ist nicht der "berühmteste Todesfall der bayerischen Geschichte", ein Titel, der unter uns gesagt sehr ungalant daherkommt. Nein, die Wahrheit ist: Der König lebt. Ich hab's bisher noch keinem erzählt, außer dem Götzl, der's aber längst gewusst hat, und der Kinseher Luise. Und was passiert? Die frühere Mama Bavaria plaudert alles aus in ihrem neuen Programm. Da tritt sie dann als soundsovielte Inkarnation in Gestalt einer Fischmeisterin auf, die beobachtet, wie Ludwig II. vom Ost- zum Westufer schwimmt. So eine Pfeife! Also die Luise. Aber die Geschichte stimmt.

Ich bin ja jede Woche bei seiner Hoheit, wir trinken Tee, entweder in der Venusgrotte oder auch mal im Marokkanischen Haus, und plaudern ein wenig. Genauer gesagt: Ludwig II. erzählt. Wie er die Franzmänner darauf brachte, mit 320 Sachen durch die Gegend zu sausen. Den Teilchenbeschleuniger CERN in Auftrag gab, um endlich mehr darüber zu erfahren, wie die Welt im Klitzekleinsten sich zusammensetzt. Wie er dem Götzl befahl, eine Gesellschaft zu gründen, deren Wirken nicht einmal die Nachwelt in ihrer ganzen Tiefe wird ergründen können: "Ein ewig Rätsel will sie bleiben mir und anderen." Und den Landrat Karl Roth bei sich einbestellte und ihn beschied, dass er dazu ausersehen ist, fortan als Mundschenk und Vorleser zu dienen, weil das königliche Augenlicht abnimmt.

Ich hoff' jetzt nur eines: dass der Roth schlau genug ist, Majestät nur ausgewählte Passagen aus dieser Wasserzeitschrift vorzutragen. Wer will schon hören, dass er ein Todesfall ist? Mit untertänigstem Gruß

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Quelle:
SZ vom 09.02.2019
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