Nepomuk:Ein Christbaum für Starnberg

Die Stadt sucht nicht nur einen Spender, sondern holt den Baum auch aus dem Wald. Das geht zu weit

Von Nepomuk

Man muss tapfer in die Zukunft schauen. Das ist ganz wichtig. Denn Weihnachten naht und damit wieder die verzweifelte Jagd nach dem richtigen Geschenk für alle Lieben, die man kennt. Die Stadt Starnberg - man kann sie nicht genug wegen ihrer Flexibilität auf fast allen Gebieten loben - verhält sich auch in dieser Hinsicht vorbildlich. Anstatt sich mit der Banalität herumzuschlagen, woher man heuer einen Christbaum für den Kirchplatz hernehmen möchte, dreht sie den Spieß einfach um: Starnberg sucht den Christbaum-Spender, könnte das Motto lauten. Tatsächlich ist der Pressemitteilung zu entnehmen, dass der gespendete Baum entweder eine Tanne oder eine Fichte sein soll, die etwa zwölf Meter groß sein muss. Natürlich soll der Baum gerade gewachsen sein. Man sieht, die Stadt hat über das Geschenk genaue Vorstellungen, so wie man es halt immer an Weihnachten hat.

Dennoch: Man verspürt bei der Sache ein mulmiges Gefühl, was meiner Meinung nach völlig unnötig ist. Denn die Stadt bietet dem Baumspender allen Ernstes an, dass der städtische Bauhof sich um alle anfallenden Arbeiten, wie es wortwörtlich heißt, kümmern wird: Dazu gehört das Fällen des Baumes, der Abtransport und das Entfernen des Wurzelstocks. Ja, geht's noch! Angesichts der nicht mehr so ganz vollen Stadtkasse werden hier unnötig Steuergelder verbrannt. Natürlich hat der Baumspender eine Bringschuld! Schon allein, dass er ihn aufstellen darf, ist ein Privileg. Ich bin mir dennoch sicher, dass es einen edlen Spender geben wird. Und sollte sich nicht der Martin Fink aus Gilching, der bekanntlich der Chef der Waldbauern ist, melden, kann die Stadt doch beim Straßenbauamt in Weilheim vorfühlen. Für den Bau der Starnberger Westtangente wurde ja eine Menge Festmeter Holz geschlagen. Da müsste doch ein Baum am Galgenberg stehen, den man erst im Dezember entfernen kann, weiß euer Nepomuk.

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