Nepomuk:Der Michi und der Verkehr-Verkehr

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Weßlings Bürgermeister Muther ist unter die Revoluzzer gegangen. Warum er versucht, die Müllumladestation zwischen Hochstadt und Oberbrunn zu verhindern

Kolumne von Eurem Nepomuk

Es ist schlimm genug, dass der Mensch im Alter viel vergisst, aber noch viel verheerender find' ich, dass er sich allenfalls an banales Zeug erinnert und nicht an die wahrhaft wichtigen Dinge. Nur ein Beispiel: Weiß irgendjemand noch, was Edmund Stoiber, der frühere Bärenbeauftragte aus Wolfratshausen, dem Land alles an Fortschritt und Erneuerung gebracht hat? Ja, da sieht's zappenduster aus, aber jeder hat noch Stoibers Rede über den Problembären Bruno im Ohr, über den Transrapid und die Kompetenz-Kompetenz. Weshalb ein Kabarettist, der einen Tiernamen hat, der mir gerade entfallen ist, gern von der CSU-CSU spricht. Ja, kein Wunder, dass Politikverdrossenheit das Land erfasst hat, wenn sich keiner mehr an die Politik erinnert, sondern nur noch an die Possen!

Ich geb's zu, auch mein Gedächtnis ist nicht mehr das allerbeste, ich hab' ja immerhin schon 196 zauberhafte Jahre auf dem Buckel, so alt soll die CSU erst mal werden. Trotzdem ist es natürlich unentschuldbar, dass ich einen Mann seit fast einem Jahr links liegen gelassen hab', der zu den wichtigsten Erscheinungen im Fünfseenland gehört: den Michi Muther, meinen guten alten Freund und Bürgermeister aus Weßling, den skeptischen Wegbereiter der Dings, also dieser oft gescholtenen Straße, den Kenner aller Waschmaschinenprogramme und Musiker ("I bin der Bass"). Liebe Leute, ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte! Vielleicht hat es damit zu tun, dass dauernd was anderes dazwischenkommt: vor allem die Eva John, die Problembärin von Starnberg.

Heut' Mittag hab ich den Michi angerufen, so geht's ja nicht weiter. Er spielt leider nicht mehr Bass, weil er keine Zeit mehr dafür hat, aber er erinnert sich noch daran, dass er der Bürgermeister von Weßling ist. Zum Glück! Einer seiner Vorgänger im Amt hatte selbst das vergessen, weil er gar nicht mehr in der Zeitung vorkam. Der Michi ist jetzt übrigens unter die Revoluzzer gegangen, obwohl er selbst das nie so nennen würde, und versucht, die geplante Müllumladestation zwischen Hochstadt und Oberbrunn zu verhindern. Denn wer bekäme den Verkehr-Verkehr ab? Die Weßlinger! Und auf den Bau einer zweiten Umgehungsstraße lässt sich der Michi bestimmt nicht mehr ein, glaubt Euer Nepomuk

© SZ vom 01.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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