Süddeutsche Zeitung

Nepomuk:Carlo, der Tierfilmer

Was der Landrat macht, wenn sich in seinem Garten zwei Igel verlieben

Immer, wenn ich mal wieder richtig lachen will, schau' ich mir den Film "Die lustige Welt der Tiere an". Den kennt Ihr doch sicher noch, auch wenn er uralt ist. Die Szenen, in denen Affen nach dem Genuss vieler schnell gärender Marula-Früchte durch die Gegend torkeln, ist einfach zu komisch. Sogar mächtige Elefanten können sich nicht mehr auf den Beinen halten und knicken ein. Wenigstens haben sie einen Rüssel, mit dem sie sich gerade noch halten können, um nicht ganz aufs Maul zu fallen. Wobei ich gelesen hab', dass an ihrem Rausch nicht die Früchte schuld sind, sondern angeblich giftige Käferpuppen, die in der Baumrinde des Marula-Baums leben und die der Elefant gerne frisst, wenn ihn das Leben in der Kalahari mal wieder richtig anödet und er ein paar Stunden nichts hören und sehen will. Paviane haben ein echtes Alkoholproblem. Die schleichen sich in Südafrika in Weinberge und fressen Winzern Trauben und Trester weg. Dann randalieren sie noch zwischen den Rebstöcken, bevor sie ihren Rausch ausschlafen. Richtig menschlich, diese Affen.

Aber ich komm' wie immer vom Hundertsten ins Tausendste. Muss am Andechser Bergbock liegen. Eigentlich wollt' ich Euch vom neuesten Hobby unseres Noch-Landrats erzählen. Der Carlo geht ja bald in Pension, hat sich ja rumgesprochen. Und es kann dann höchstens ein halbes Jahr dauern, bis er gelernt hat, wie man eine Waschmaschine einräumt. Ist ja ein kluges Kerlchen, der Carlo. Wenn dann alles flutscht im Haushalt, geht's in den Garten. Da ist der Landrat gern, kein nerviger Kreisrat Peter Unger, keine Breitseiten aus Herrsching gegen das neue Gymnasium. Nur Ruhe. Obwohl, so ruhig ist es gerade auch nicht. In Carlos Garten haben sich nämlich zwei Igel breit gemacht. Ein Er und eine Sie. Die müssen ziemlich verliebt sein, weil sie sich rund um die Uhr paaren wollen, ja, auch tagsüber. Das Männchen läuft dabei wie besessen stundenlang um das Weibchen herum, bis ihm ganz schwindlig ist. Erst wenn die Igelin so nett ist, ihre Stacheln an den Körper anzulegen, darf der Igel ran. Wie die das machen, hat den Carlo so fasziniert, dass er gleich ein Video gemacht hat. Tierfilmer, das wär' doch was. Von lüsternen Igeln bis zu volltrunkenen Affen ist es dann nicht mehr weit, glaubt Euer Nepomuk

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Quelle:
SZ vom 06.07.2019
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