Nepomuk:Am Ende von Gilching

Schon lustig, was sich Straßenbauer alles einfallen lassen

Kolumne von Eurem Nepomuk

Kletterhalle und Baggersee, eine gut besuchte Ortsdurchfahrt, ein quirliges Gewerbegebiet sowie exquisite Dönerbuden und Eisdielen: Gilching hat ja nun touristisch und lukullisch einiges zu bieten. Aber wer von Euch war schon mal in der Kirchgasse, im Biburger Weg oder Am Zehentstadel? Jetzt mal ehrlich. Gell, das kennt jetzt wieder keiner. Das ist ein schönes und meist ruhiges Wohnquartier an der Peripherie, mit stattlichen Häusern, großen Gärten und hohen Hecken; dahinter kommen nur noch Felder und Wälder. Und just diese Gegend erlebt seit ein paar Wochen einen regelrechten Besucherboom, ein ungeahntes Interesse zumal bei der Autofahrerschaft.

Im Dutzend kurven die Fahrzeuglenker zu den Stoßzeiten durch die kleinen Straßen, begeben sich in Ecken von Gilching, die sie noch nie gesehen haben und eigentlich auch nie sehen wollten. Manche wenden in einer Grundstückseinfahrt, probieren eine neue Strecken aus, um kurz darauf an ihrem Ausgangspunkt wieder aufzutauchen, als handelten sie nach der Devise: Der Weg ist das Ziel. Unter uns Verkehrsexperten und Lokalpatrioten: Das stimmt nicht ganz. Eigentlich wollen sie nur eins: raus aus Gilching. Nach Norden, auf Fürstenfeldbrucker Hoheitsgebiet, nach Alling. Doch das ist derzeit manchmal nicht so einfach, weil die Erbauer der Westumgehung sich immer mal wieder neue Streckenführungen und Umleitungen einfallen lassen, je nachdem, wo sie gerade asphaltieren, Markierungen aufmalen oder Leitplanken anbringen.

Die Umleitungsregelungen sind gelegentlich etwas uneindeutig. Die Kombination aus Sackgassen-Schild oben und drunter einem abknickendem Pfeil etwa wird unterschiedlich interpretiert: Gerade aus geht es nicht weiter, darum rechts abbiegen. Oder: Nach rechts endet die Fahrt in einer Sackgasse, darum lieber geradeaus weiter. Um nur mal zwei Varianten darzulegen. So passiert es, dass jemand die falsche Variante wählt, und schon ist er auf dem Weg in Richtung Kiesgrube, Baggersee oder Rottenried. woher ich das weiß? Na, das könnt Ihr euch vorstellen, oder?

Mein Spezl Manfred Walter kennt das Phänomen, schließlich ist er der Bürgermeister von Gilching. In seinem Rathaus ist schon der ein oder andere Anruf eingegangen, was der Spaß eigentlich soll. Immerhin: Die Arbeiten sind super im Zeitplan, in drei Wochen soll die Umgehungsstraße fertig sein, und dann ist Schluss mit dem Sightseeing an der Peripherie. Bis dahin muss ich mir aber weiter anschauen, welche Schilder-Kombinationen es noch gibt. Wenn ich mich nächste Woche nicht melde, sucht mich in Gilching, fleht

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