Ein kluger Mensch hat einmal gesagt: "Abschiede sind nichts für Feiglinge." Wer war das eigentlich? Keine Ahnung. Vielleicht war's ja ich? Würde mir ähnlich sehen. . . Werd' langsam ein wenig vergesslich. Aber nicht das macht mir Sorge. Viel schlimmer ist: Ich bin grad voll rührselig, hab' verdammt nah' ans Wasser gebaut. Verständlich, bei der miesen Weltlage, werdet Ihr jetzt sagen. Ja, aber dass ich letztens beim Anblick der Tchibo-Angebote im Regal feuchte Augen bekommen habe, ist doch bedenklich?
An die bevorstehenden Abschiede meiner guten alten Freunde darf ich gar nicht erst denken. Der Monn Rupertl aus Berg zum Beispiel. Jahrzehnte kenn' ich den schon. Mit all seinen Trachtenjoppen bin ich per Du. Besonders mag ich ja die in Beige mit dem dunkelgrünen Stehkragen an ihm. Unaufdringlich festlich, würde ich sagen. Gentlemanlike. Und der Schnitt: figurbetont. Echt kleidsam. Da fällt mir ein, dass ich die Joppe schon lang nicht mehr gesehen hab' an ihm. Wird doch nicht drausgewachsen sein, der Gute? Der Roth Karl hat übrigens auch so eine. Schaut genauso aus. Der wird doch nicht die Joppen vom Rupertl auftragen? Nein, war nur so eine blöde Idee.
Apropos Karl. Der geht jetzt ja auch bald. Könnt' schon wieder heulen, Leute! Der eine entschwindet nach Höhenrain, der andere nach Andechs. Ja wer vermutet die denn da? Die gehören an ihre Schreibtische, und der Ruhestand wird abgeschafft, gestrichen, jawoll! Für Ende April jedenfalls lädt der Landkreis zu Karls offiziellem Abschied ein - standesgemäß im Florianstadl am Fuße des Heiligen Bergs. Da hat es der Karl wenigstens nicht so weit heim. Bin natürlich auch eingeladen. Ehrensache, dass ich mir den Abend freihalte, komme was wolle! Und so eine nette Einladungskarte haben die geschickt - mit einer Foto-Collage. Ein lustig-buntes Wimmelbild aus Karls umtriebigem Leben. Natürlich ist da auch ein Windrad drauf. Der Karl ist schließlich nicht von gestern. Schade nur, dass dieses Windradl gar nicht bei uns steht, sondern schätzungsweise in Wildpoldsried. Dabei haben wir doch direkt vor Karls Amtsfenster in den Wadlhauser Gräben selbst vier so schöne, stattliche Teile, findet Euer Nepomuk