Süddeutsche Zeitung

Naturschutz:Großdemo gegen Gautinger Gewerbegebiet

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Das Gilchinger Bündnis "Pro Bannwald" ruft zum Protest gegen die Pläne der Nachbargemeinde auf und droht mit einer Klage. Die Gegner schlagen einen anderen Standort vor.

Von Christian Deussing, Gilching

Die Gegner des geplanten Gautinger Gewerbegebietes im Unterbrunner Holz ziehen alle Register: Sie kündigen eine Großdemo in dem Wald südlich von Gilching für den 22. September an, wollen zudem weitere Flugblätter an sämtliche Haushalte in Gilching verteilen sowie Anwälte einschalten und notfalls mit einer Normenkontrollklage das Gewerbeprojekt und die "Zerstörung des Landschafts- und Wasserschutzgebietes" verhindern. Das erklärte am Montag das Bündnis "Pro Bannwald", dem inzwischen zehn Parteien und Vereine angehören. Denn seit Kurzem sind auch das "Grünzug Netzwerk Würmtal" und die Starnberger Kreisgruppe im Landesbund für Vogelschutz neue Mitglieder im Bündnis.

Das verweist nun auch darauf, dass demnächst das Unterbrunner Holz rechtlich noch einmal aufgewertet werde - mit dem Titel "Erholungswald mit der Intensitätsstufe Eins". Das habe das Forstministerium in München bestätigt. Damit zieht das Bündnis womöglich einen neuen Trumpf im Streit um das 60 Hektar große Areal, auf dem 20 Hektar gewerblich bebaut werden sollen. Dem Bündnis erscheint es absurd, ausgerechnet einen solchen Wald "großflächig zu zerstören" - was überdies Flächen betreffen würde, die nach Stürmen aufgeforstet wurden.

Der Bündnis-Mitinitiator und Gilchinger SPD-Gemeinderat Christian Winklmeier warnt zudem vor einem "mutwillig herbeigeführten Verkehrskollaps" durch die Pläne der Nachbargemeinde Gauting. Denn der Kreisel vor der Dornierstraße, die durch das Gilchinger Gewerbegebiet führt und zur künftigen Gewerbefläche der Gautinger weitergeführt werden soll, sei "jetzt schon überlastet", mahnt Winklmeier. Stattdessen nun nach Gautinger Vorschlag eine Ampel zu installieren, hält er für keine Lösung. Denn eine Ampelschaltung würde lange Staus auslösen, befürchtet Winklmeier - auch an der nahen Autobahnausfahrt Gilching-Argelsried.

Der Bündnissprecher wirft Gauting auch vor, sich nicht um den Brandschutz für das geplante Gewerbegebiet zu kümmern. Zumindest seien darüber keine Gespräche mit der Gilchinger Feuerwehr geführt worden, was deren freiwilligen Helfer laut Winklmeier sehr verunsichere. Nach seiner Ansicht sei nur durch eine feste Vereinbarung mit den Gilchinger Einsatzkräften oder mittels einer Berufsfeuerwehr in Unterbrunn der Brandschutz zu gewährleisten.

Auch Rudolf Ulrich, Vorsitzender des Fluglärm-Umweltvereins in Gilching, und Werner Deiglmayr von den Grünen sind maßgebliche Vertreter des Bündnisses "Pro Bannwald", das noch auf die Starnberger Kreisräte vehement einwirken will, damit sie das Landschaftsschutzgebiet unberührt lassen. Mehr als 1100 Unterschriften wurden dafür bereits per Online-Petition gesammelt, die dem Landrat Karl Roth und Gautings Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (beide CSU) noch übergeben werden sollen.

Das Aktionsbündnis lehnt die Gautinger Pläne strikt ab, aber schlägt einen anderen Standort vor, den die Gemeinde nochmals prüfen solle. Gemeint sind die Flächen, in denen sich auch ein Kiesabbaugebiet befindet, südwestlich des Unterbrunner Holzes an der Staatsstraße 2349 zwischen Unterbrunn und Oberpfaffenhofen. Die Anbindung wäre nach Meinung der Bannwaldschützer "ausreichend und optimal", nur wenige Minuten weiter von der Lindauer Autobahn entfernt und der "Eingriff in die Natur deutlich geringer und besser zu verkraften". Hierbei kritisiert das Bündnis, dass dort in den Untersuchungen als Kriterium "Nutzung denaturierter Flächen" - trotz des Kiesabbaugebietes - nicht berücksichtigt worden sei.

Es sei zudem sei bereits vor drei Jahren in Gauting beschlossen worden, das Gewerbegebiet im Unterbrunner Holz auszuweisen. Doch die Expertise zu alternativen Standorten trage das Datum vom 18. Juni 2018. Das lasse den Verdacht aufkommen, dass es sich um ein "Gefälligkeitsgutachten" für das Gautinger Auslegungsverfahren handele, glauben die Aktivisten.

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Quelle:
SZ vom 24.07.2018
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