Nadelöhr Starnberg:Kleine Schritte aus der Staufalle

Kein Thema bewegt die Starnberger mehr als der Verkehr. Ein Bürgerforum zur Mobilität diskutierte das Problem - und fand kleine Lösungsansätze.

Peter Haacke

Der Verkehr ist eine der schwersten Bürden der Stadt Starnberg. Tausende Autofahrer quälen sich täglich auf der Bundesstraße 2 durch das Nadelöhr am Nordende des Sees; hinzu kommen die 23.000 Einwohner der Kreisstadt, die selbst kürzeste Wege bevorzugt mit dem Auto erledigen. Rund 90.000 Fahrzeugbewegungen täglich haben Statistiker innerhalb Starnbergs festgestellt.

Starnberg Stau

Die Starnberger ärgern sich über die Automassen, die durch ihre Stadt fahren.

(Foto: Georgine Treybal)

Die Situation scheint zeitweilig unerträglich, oft kommt es zu Staus, und der Verkehr nimmt stetig zu. Seit Jahrzehnten suchen Politiker, Initiativen und Arbeitskreise Auswege aus dem Dilemma. Doch weder Tunnel noch Umfahrungen sind seither entstanden. Erbittert streiten die Politiker über mögliche Lösungen. Entsprechend groß war daher am Donnerstag das Interesse am "Forum für Mobilität" im Rahmen der Veranstaltungsreihe zur Stadtentwicklung.

Mehr als 150 Zuhörer, darunter Stadträte aller Fraktionen, hatten sich in der Schloßberghalle eingefunden. Sie allesamt sind von einer gemeinsamen Sehnsucht beseelt: Der Verkehr in Starnberg möge weniger werden. "Kein Thema bewegt die Starnberger mehr als der Verkehr", sagte eingangs Moderatorin Andrea Gebhard, und Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger ergänzte: "Wir begreifen uns alle als Experten zu diesem Thema." Doch einen Stein der Weisen oder einen "Geniestreich", wie es der Verkehrsexperte Professor Hansjörg Lang formulierte, gibt es nicht: Zu komplex ist die Verkehrsproblematik der Stadt, zu widersprüchlich sind die Interessen von Autofahrern, Radfahrern, Fußgängern, von Anwohnern, Touristen und Geschäftsleuten.

Drastisch beschränkt im Hinblick auf seine Verkehrsentwicklung ist Starnberg allein schon wegen seiner geographischen Lage: im Süden und Osten der See, im Norden das Leutstettener Moos, ein wertvolles Natur- und Wasserschutzgebiet. Die Stadt selbst ist eng bebaut und zieht aufgrund ihrer verkehrstechnischen Gegebenheiten die Fahrzeuge an. Die Analyse der Situation ist daher ernüchternd: "Wir werden keinen Königsweg finden", sagte Gebhard, "sondern können nur Meinungen diskutieren." Die Stadtplanerin präsentierte zunächst Zahlen und benannte als wichtigste Konfliktfelder die Belastungen der Hauptverkehrswege, sogenannte Schleichfahrten durch Wohngebiete und durch den Stadtkern, fehlende Radwege und autofreie Bereiche sowie einen verbesserungswürdigen öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV).

Gleichwohl plädierte die Stadtplanerin dafür, die Starnberger Verkehrsprobleme als Herausforderung anzunehmen und dabei "nicht immer nur auf alte Lösungen" zu schauen. Erstrebenswert sei neben Tunnel oder Umfahrung auch eine Herabstufung der Autobahn vom Starnberger Dreieck weg zur Bundesstraße und eine Öffnung zur Autobahn A95 in Höhenrain hin. Darüber hinaus gebe es viele Möglichkeiten, die Situation schon jetzt schrittweise zu verbessern. Dazu gehöre eine generelle Temporeduzierung innerhalb der Stadt sowie eine Stärkung der Starnberger Ortskerne.

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