Nachruf:Bernrieder Original gestorben

Buchheim

Walter Eberl (rechts) hat Lothar-Günther Buchheim (vorne) von seiner Gemeinde überzeugen können.

(Foto: Georgine Treybal/SZ-Archiv)

Der ehemalige Bürgermeister Walter Eberl hat das Buchheim-Museum in die Gemeinde am Starnberger See geholt - mit besonderem Verhandlungsgeschick

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Bernried

Als der damalige Bernrieder Bürgermeister Walter Eberl 1997 erfuhr, dass die Feldafinger das Buchheimmuseum per Bürgerentscheid abgelehnt hatten, ist er morgens um 5.15 zu Lothar-Günther Buchheim gefahren, hat ihm ein Luftbild von seinem Dorf an die Haustüre geklebt und ihm angeboten das Museum in Bernried zu bauen. Was dann geschah, darüber gehen die Erinnerungen auseinander. Die einen erzählen, dass Eberl den Kunstsammler letztendlich mit Weißwurst und Brezn überzeugt hat, Museumsdirektor Daniel Schreiber indes glaubt, dass er Buchheim mit einer Fischplatte auf seine Seite brachte.

Doch egal, welches Gericht letztendlich den Ausschlag gab: Walter Eberl hat stets in kritischen Situationen eine Brotzeit aufgetischt und dadurch seine Verhandlungspartner gnädig gestimmt. Auch die Probleme, die mit dem gemeinhin als schwierigen Charakter bekannten Buchheim während der Bauphase auftraten, konnte er immer wieder mit einem Weißwurstfrühstück entschärfen. Am Montag ist der Altbürgermeister und Ehrenbürger von Bernried Walter Eberl mit 92 Jahren gestorben.

Eberl saß 42 Jahre im Gemeinderat, davon 30 Jahre als ehrenamtlicher Bürgermeister. In dieser Zeit hat er die Gemeinde geprägt wie kein anderer. Sein größter Coup als Kommunalpolitiker war sicherlich, dass er das Buchheim-Museum vor 20 Jahren in das kleine Dorf holte. Aber er hatte auch stets ein offenes Ohr für die kleinen und großen Sorgen der Bürger. Groß und stattlich, mit Lederhose und Lodenjanker war der studierte Bau- und Wirtschaftsingenieur ein Bilderbuchbayer, obwohl er genau genommen keiner war. Denn er war in böhmischen Karlsbad geboren und kam erst nach dem Krieg nach Bernried. Aber er war der tief verwurzelt in seiner neuen Heimat, und die Tracht war sein Markenzeichen. Sogar nach Berlin fuhr er in Tracht, um den Preis für das schönste Dorf Deutschlands entgegenzunehmen, mit dem Bernried 2007 ausgezeichnet wurde. Eberl hat vorausschauende Grundstückspolitik betrieben und frühzeitig alle Grundstücke direkt am Seeufer aufgekauft. Damit ist Bernried die einzige Gemeinde am Starnberger See mit einem durchgehend frei für die Öffentlichkeit zugänglichen Ufer.

Ein Einheimischenmodell bewirkte, dass Bernrieder Familien im Dorf bleiben konnten, und mit strikten Regelungen hat Eberl zudem dafür gesorgt, dass das alte Dorf sein Gesicht nicht verliert. Auch die dem Buchheim-Museum benachbarten Flurnummern erwarb der Altbürgermeister und sicherte auf diese Weise, dass ein großer Parkplatz gebaut werden konnte. Neben der Politik war ihm Menschlichkeit sehr wichtig. In den 1990-er Jahren gründete er zusammen mit der Bernrieder Missionsbenediktinerin Schwester Angela den Hospizverein Pfaffenwinkel und baute mit ihr das Hospiz in Polling auf. Solange es seine Gesundheit zuließ, kam Eberl zu jedem offiziellen Termin im Dorf.

Am Samstag, 27. November, wird er beerdigt. Der genaue Zeitpunkt steht noch nicht fest.

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