Nachbarstreit:In der Defensive

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Die Gautinger Bürgermeisterin Brigitte Kössinger verteidigt das geplante Gewerbegebiet

Von Otto Fritscher, Gauting

Mit einer überraschenden Feststellung hat Gautings Bürgermeisterin Brigitte Kössinger eine Pressekonferenz im Rathaus am Mittwochabend zum geplanten Gewerbegebiet an der Grenze zur Gemeinde Gilching eröffnet: "Wir sind einen Schritt weitergekommen", erklärte sie den erstaunten Pressevertretern. Womit sie aber weder meinte, dass der Gilchinger Gemeinderat und die Bürgerinitiative den bislang wachsenden Widerstand gegen das Großprojekt überraschenderweise aufgegeben hätten, noch dass auf vermutlich kommende Gerichtsverfahren und Normenkontrollklagen verzichtet würde. Welchen Schritt Kössinger denn meinte, blieb auch auf Nachfragen hin nebulös.

Stattdessen verteidigte sie das Projekt, gab aber zu, "dass ich mir das anfangs einfacher vorgestellt habe, als ich neu Bürgermeisterin geworden bin." Dann versuchte sie, die Gilchinger Argumente, die im Gemeinderat und bei Infoveranstaltungen vorgetragen worden waren, zu entkräften. Das Wasserschutzgebiet, das das 60 Hektar große Areal des geplanten Areals überspannt, ist in ihren Augen offenbar nicht so kritisch, wie es die Gegner des Gewerbegebiets anführen. "Dort gibt es nur stillgelegte Brunnen." Ihr sei auch "signalisiert" worden, dass die Herausnahme des Areals aus dem Landschaftsschutzgebiet "wahrscheinlich" sei. Auch das Abholzen von Bannwald hält die Bürgermeisterin für vertretbar: "Wir schaffen ja Ausgleichsflächen, die um den Faktor 1,1 bis 1,5 größer sind." Es stimme auch nicht, dass - wie im Gilchinger Bauausschuss gesagt worden sei - sich die Gemeinde Gauting nicht an den Kosten für die Zufahrten zum Gewerbegebiet und zum Umbau der Kreuzung, die jetzt schon überlastet sei, beteiligen werde. Kössinger: "Unser Gutachter sagt, dass die Gemeinde Gilching jetzt schon handeln muss, weil dort so viel Verkehr ist."

Auch das Argument, die Gilchinger Ortsfeuerwehren müssten im Gautinger Gebiet löschen, lässt Kössinger nicht gelten. "Unsere Feuerwehr aus Unterbrunn muss nicht erst durch ganz Gilching fahren." Eines ist Kössinger noch wichtig: "Wir haben nie im Geheimen geplant." Und sie glaubt nicht, dass die Chancen auf die Realisierung des Gebiets durch den Widerstand gesunken sind. "Wir nehmen die Kritik ernst, planen aber seriös weiter." Unterstützt wurde sie von Bernd Schulte-Middelich und Ekkehart Fabian von der Asto Park Gauting Entwicklungsgesellschaft. "So ein ökologisches Projekt, wie es hier geplant ist, gibt es noch nirgends", ist Schulte-Middelich überzeugt. 4000 bis 5000 Arbeitsplätze sollen hier mal entstehen. Nur ist die Frage offen, wann es so weit sein wird. Da wollte sich Kössinger nicht festlegen. Nach dem Pressegespräch kamen etwa 70 Bürger, um hart, aber sachlich, über das Projekt zu diskutieren.

© SZ vom 21.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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