Nachbarstreit:Gilching sagt Nein zum Gautinger Gewerbegebiet

Der Bauausschuss votiert einstimmig gegen das Vorhaben der Nachbargemeinde, weil er die Pläne für unzureichend hält. Die Fronten verhärten sich.

Von Christian Deussing, Gilching

Jetzt haben die Gilchinger auch politisch mit eindeutigem Votum das geplante Gautinger Gewerbegebiet im Unterbrunner Holz abgelehnt: Ohne große Debatte votierte der Bauausschuss am Montagabend gegen das Projekt, bei dem 20 Hektar Fläche im Landschaftsschutzgebiet bebaut werden sollen. Das Veto wurde auch damit begründet, weil die Nachbargemeinde Gauting bisher "rücksichtslos" und quasi im Alleingang ihre Pläne in dem Bannwald und Naherholungsgebiet verfolge und daher das "interkommunale Abstimmungsgebot" verletze.

Die Ablehnung erläuterte der Münchner Fachanwalt Josef Geislinger im Ausschuss und betonte, dass Gauting die Auswirkungen und die sich "aufdrängenden Konflikte" für Gilching bislang weder berücksichtigt noch ermittelt habe. Der Standort sei vor allem nicht geeignet und "verfehlt", weil laut Geislinger das Areal im regionalen Grünzug sowie im Trinkwasser- und Landschaftsschutzgebiet liege; zudem gebe es die Bannwaldverordnung. Darüber hinaus sei das planerische Vorhaben Gautings auf diesen Flächen mit dem "höherrangigen Recht nicht vereinbar", sagte der Fachjurist. Auch fehlten strukturelle Gutachten und Abwägungen, die für ein Projekt dieser Dimensionen erforderlich wären. Doch das sei nicht geschehen, "da fehlt einfach alles", kritisierte der Anwalt die Planungen, die auch den Brandschutz nicht ausreichend im Blick habe.

Geislinger ging darauf ein, dass die Erschließung mit Abwasserleitungen über Gilchinger Flur erfolgen soll und der Verkehr über die Dornierstraße und den bereits überlasteten Kreisel an der Staatsstraße fließen werde. Da müsse Gilching aber nicht mitmachen: Das sei eben die "Gefahr einer Planung", auf benachbarte Gemeindefläche für den Wasseranschluss und bei der Verkehrsanbindung angewiesen zu sein, erklärte Geislinger.

Zunächst müsste aber der Starnberger Kreistag das vorgesehene Areal aus dem Landschaftsschutz herausnehmen - wenn Gauting den Antrag hierfür stellt. Den Gilchinger Lokalpolitikern ist bewusst, dass es wegen der vielen Kreisräte aus nicht betroffenen Gemeinden schwierig sein dürfte, eine Mehrheit für den Landschaftschutz unweit des eigenen Gewerbegebietes zu finden. Sollte jedoch ein entsprechender Antrag der Gemeinde Gauting im Kreistag abgelehnt werden, wäre das Gewerbeprojekt gestorben, sagte Gilchings Bürgermeister Manfred Walter (SPD), der im Bauausschuss ebenfalls gegen das Vorhaben im Unterbrunner Holz stimmte. Walter stellte bei dieser Gelegenheit klar, warum er am kommenden Samstag an der Demonstration des Aktionsbündnisses "Pro Bannwald" nicht teilnehme: Sein Platz sei im Gilchinger Rathaus; er warte dort darauf, dass Gauting auf ihn zukomme. Wann aber Gespräche geführt werden, ist derzeit unklar. Gleichwohl dürften sich die Fronten mit dem Veto Gilchings sicher verhärtet haben. Sie sei vom Ergebnis aber nicht überrascht, sagte Gautings Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU) am Dienstag. Die einstimmige Ablehnung empfinde sie "nicht als Rückschlag", werde aber Einwände und Vorwürfe genau prüfen und, wo nötig, "Hausaufgaben machen". Kössinger hofft in weiteren Gesprächen mit Gilching auf "sachgerechte Lösungen".

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