Nach Umbau:Ein Traum wird wahr

Das Eltern-Kind-Programm feiert bei einem Festakt in Stockdorf seine Gründung vor 30 Jahren und das Richtfest für das Spielehaus, das 2003 wegen fehlender Fluchtwege geschlossen werden musste. Auch das Familienzentrum wird erweitert

Von Blanche Mamer, Stockdorf

Das Eltern-Kind-Programm hat mehr als einen Grund zum Feiern: sein 30-jähriges Bestehen, die Fortschritte beim Umbau der alten Schule in Stockdorf und damit die Erweiterung des Familienzentrums und zugleich das Richtfest für das Spielhaus, das seit 2003 geschlossen war. Mit einem großen bunten Fest ist also am Samstag in und um die Alte Schule gefeiert worden. "Neue Besen kehren gut, man fasste wieder neuen Mut, für Kinder braucht man Räume, schon gräbt man aus die alten Träume": Mit diesem Reim erheiterte Architektin Susanne Köhler beim Richtspruch für den Bau alle Anwesenden.

Stockdorf 30 jahre Eltern Kind Programm

Nur zum Anschauen: Kinder der Mittagsbetreuung bastelten die Torte mit 30 Stücken, die Bastian und Petra Bezdek sowie Eva Herrmann (links) bewunderten.

(Foto: Nila Thiel)

Auch Bürgermeisterin Brigitte Kössinger, der "neue Besen", die nicht weit entfernt steht, muss schmunzeln. Ihr Gemeinderat hat es ja schließlich möglich gemacht, dass der Umbau endlich in die Gänge gekommen ist. 2003 war das über zwei Stockwerke gehende Spielhaus, das unter Mitarbeit der Eltern in 2000 Arbeitsstunden gebaut worden war, von Feuerwehr und Bauaufsicht geschlossen worden. Es entsprach nicht dem Brandschutz, es fehlten Flucht- und Rettungswege.

Stockdorf 30 jahre Eltern Kind Programm

Im Notfall auf die Rutsche: Zwei Modelle zeigen, wie das Spielehaus in Stockdorf aussehen soll. Fluchtwege bieten auch der Balkon und eine Außentreppe.

(Foto: Nila Thiel)

Nun, nach 14 Jahren, ist es so weit. "Es war alles vorbereitet. Anfang September kam endlich die Baugenehmigung, gleich am nächsten Tag haben die Arbeiten begonnen", sagt Köhler. Noch in diesem Jahr sollen die Räume und das Spielehaus fertig werden, die Außenanlagen, die zweite Fluchttreppe, die Außenrutsche für die Kinder und der Übergang dazu werden im kommenden Frühjahr in Betrieb genommen werden können. Eine viertel Million Euro hat die Gemeinde für die Eltern-Kind-Einrichtung zur Verfügung gestellt. Das EKP habe vor, einen Betrag von 40 000 Euro beizusteuern, sagt Geschäftsführerin Monika Bezdek. "Wir können es noch kaum glauben, dass wir jetzt so weit sind", sagt sie. Denn das EKP wird nicht nur neue Büroräume im Obergeschoss beziehen, sondern bekommt auch einen weiteren Raum für die Mittagsbetreuung, einen Werkraum und eine richtig gut eingerichtete Küche nach Maß, wo die Mahlzeiten für 70 Kinder gekocht werden. Das werde eine richtige Doktorarbeit, scherzt sie - der Schreiner aus Oberbrunn heißt Doktor!

Stockdorf 30 jahre Eltern Kind Programm

Bei dem Fest wurden gemalte Stelen versteigert.

(Foto: Nila Thiel)

Wie das Haus voraussichtlich aussehen wird, können die Besucher an einem hölzernen Arbeitsmodell sehen, das Köhler im Hauptraum aufgestellt hat. Von hier aus geht es über eine Schiebetür ins Spielhaus, das über die beiden Stockwerke reicht. Weil die Feuerwehr bei einer Begehung die Holzstiegen als zu eng beurteilte und es keinen Fluchtweg nach außen gab, war die Attraktion geschlossen worden. Die neuen Pläne sehen so aus, dass sich die Kinder über eine Rutsche vom ersten Stock in den Sandkasten retten können und zusätzlich über einen Balkon und eine Außentreppe.

Das EKP-Stockdorf ist 1987 von Ursula Bezdek und Eva Straßer ganz offiziell als Verein gegründet worden. Es ist aus dem Familienhilfswerk Bayern hervorgegangen und war schon etliche Jahre vor der eigentlichen Gründung aufgebaut worden. Sein Ziel war es, Eltern auszubilden, einen guten Umgang mit Kindern zu vermitteln, Lebenslust, Kreativität und Begeisterung für die Natur zu fördern. Das Angebot: Eltern-Kind-Gruppen für Kinder von zwei Jahren an, zunächst nur in der Gemeinde Gauting und dem Ortsteil Stockdorf, Familienseminare, Familienfreizeiten, unter anderem auf der Insel Spiekeroog, eine offene Kinderbetreuung in der Alten Schule in Stockdorf, Eltern-Kind-Schwimmkurse, Beteiligung an Gautinger Veranstaltungen wie dem Waldfest am Münchner Berg, EKP-Fasching, Kulturspektakel und Weihnachtsmärkte. 2017 haben beispielsweise 120 Familien an den Seminaren, Freizeiten und Familienerlebnistagen teilgenommen, 114 Mütter, 40 Väter und 209 Kinder, 59 davon waren zehn Jahre und älter. Ein wichtiger Teil waren die Ausbildungskurse für Gruppenleiterinnen und die Rettung des alten Schulgebäudes (1991). Weiter ging es mit der Gründung des Netzes für Kinder in Buchendorf 1995, es folgte die Arbeit mit Zwillingsfamilien, Zwillingsstammtisch, Handwerkermarkt (1999), Büchermärkte, Walpurgisnacht in Krailling.

Ein schönes Bespiel für die Arbeit war das Stelen-Projekt. Sämtlichen EKP-Gruppen haben zirka 70 Holzstelen gestaltet, die seit Juni an markanten Stellen im Ort aufgestellt waren. Die Versteigerung brachte einen Erlös von 2600 Euro. Und ja, es gibt auch andernorts EKP-Gruppen. In Pöcking beispielsweise und seit kurzem auch in Shanghai. Zur Eröffnung des ersten EKP-Kinderhauses werden Monika Bezdek, die Kulturpädagogin und pädagogische Leiterin Petra Bezdek und Hanna Bezdek, die sich um Mittagsbetreuung und Ferienprogramm kümmert, Mitte Oktober nach Shanghai reisen.

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