Nach Querelen und Vorwürfen:Starnberger Tafel deckt neu auf

Vorstand der Starnberger Tafel; Starnberger Tafel

Am Samstag wählen die Tafel-Gründer einen Interims-Vorstand, dem unter anderem Patrick Janik (3. v. re.) und Erika Ardelt (2. v.re.) angehören werden.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Gründer des Vereins sind bemüht, die Wogen zu glätten und bestreiten die Anschuldigungen gegen den derzeitigen Leiter Detlev Wagner. Am Samstag sollte ein Übergangsgremium gewählt werden

Von Christiane Bracht, Starnberg

Nach den Querelen der vergangenen Tage will die Führungsriege der Starnberger Tafel offenbar die Wogen glätten. Patrick Janik und Erika Ardelt sollen die Starnberger Tafel vorübergehend zusammen mit einer dritten Person führen, die noch nicht feststeht. Das hat Michael Ramstetter, der frühere Pressesprecher des ADAC, am Freitag bekanntgegeben. Die Wahl des Übergangsgremiums findet an diesem Samstag statt.

19 Personen werden wohl an der Gründungsversammlung teilnehmen. Edith Clemm, die die Tafel vor fast 18 Jahren initiiert und mit viel Herzblut geleitet hat, wird nicht dabei sein. Sie hatte am Dienstag alles hingeworfen und sich mit den Worten zurückgezogen: "Das ist nicht mehr meine Tafel, die ich gegründet habe." Die Vereinsgründer bedauerten diesen Schritt am Freitag "zutiefst". Sie bestritten zugleich die Vorwürfe gegen den derzeitigen Leiter Detlev Wagner und auch, dass Clemm aus Unzufriedenheit gegangen ist. Janik behauptete sogar, jemand nehme billigend in Kauf, den Ruf der Tafel zu beschädigen, ohne Namen zu nennen.

Im April soll die erste Mitgliederversammlung mit Vorstandswahl stattfinden. Fünf Personen müssen laut Satzung an der Vereinsspitze stehen. Unterstützt werden sie von einem neunköpfigen Beirat, der nur beratende Funktion hat. Die Beiräte sollen paritätisch aus dem Kreis der Tafel-Mitarbeiter, aus den Sponsoren und der Öffentlichkeit gewählt werden. "Sie nehmen an allen Sitzungen teil und haben großen Einfluss auf die tägliche Arbeit", sagte Anwalt Christoph Spanke. So könne man Demokratie optimal in den Verein bringen. Kandidaten gebe es mehr als genug, versicherte Ramstetter.

Als Hauptgrund, eigenständig zu werden, führte er an, dass die Tafel künftig schneller reagieren könne. Bislang ist sie dem Diakonieverein unterstellt. Deshalb müssen die Verantwortlichen immer das Einverständnis des Vorsitzenden Hans-Rainer Schuchmann einholen. Dies sei nicht nur umständlich, sondern auch zeitaufwendig. Angesichts der vielen Bedürftigen, die jede Woche zur Tafel kommen, sei diese Prozedur nicht mehr praktikabel, sagte Ramstetter, der im Pressegespräch das Wort führte. Vergangenes Frühjahr ernährte die Einrichtung noch 70 Starnberger Familien, im Sommer waren es bereits an die 200, weil alle Helferkreise, die Flüchtlinge zur Essensausgabe in den Hof der evangelischen Kirche geschickt hatten. Jetzt bekommt nur noch Lebensmittel, wer einen Ausweis hat, das sind 120 Menschen. Zudem meinte Ramstetter, dass man als Verein besser an Spender und Sponsoren herantreten könne.

Mitglied kann jeder werden, nicht nur, wer mithilft. Sogar Firmen, Vereine und Institutionen können Teil des Vereins werden. Die Gründer wünschen sich, dass möglichst viele beitreten. Der Jahresbeitrag liegt bei 20 Euro. Helfer brauchen nichts zu bezahlen. Auf diese Weise sollen auch sozial Schwache in die neue Organisation miteingebunden werden. Aufgabe der drei Interims-Vorstände ist es, die Trennung von der Diakonie voranzutreiben und die Mitgliederversammlung vorzubereiten. Trotz aller Vorwürfe soll Wagner weiterhin die Essensausgabe leiten. Wichtig ist den Gründern, dass die Tafel ihren Standort behält. Von Dienstag an ist im Hof der evangelischen Kirche ein Briefkasten aufgestellt, in den man Wünsche, Meinungen und Vorstellungen hineinwerfen kann.

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