Musikschule Starnberg:Gravierende Mängel

Das Haus bleibt bis nach den Sommerferien geschlossen. Wegen der hohen Sanierungskosten erwägen die Stadträte einen Neubau

Von Peter Haacke, Starnberg

Die Starnberger Musikschule bleibt vorerst geschlossen, der Unterricht fällt bis zum Ende der Sommerferien aus. Erst frühestens im September könnte es weitergehen mit dem Unterricht im ehemaligen Altenheim - das aber wohl nur unter Einschränkungen: Das 120 Jahre alte Gebäude erfüllt nicht die Voraussetzungen für Brandschutz, hat eine Expertenkommission festgestellt. Und formal betrachtet existiert seit 32 Jahren auch gar keine Baugenehmigung für den Schulbetrieb in einem Haus, das eigentlich für stolze 5,2 Millionen Euro aufwendig hätte saniert werden sollen. Nun ist guter Rat teuer, und Starnbergs Stadträte müssen abwägen, ob ein Neubau der Musikschule nicht sogar die bessere Alternative wäre.

"Unsere Befürchtungen haben sich leider bestätigt", teilte Bürgermeister Patrick Janik am Dienstag im Haupt- und Finanzausschuss mit. Ein Betrieb der Musikschule sei unter den aktuellen Voraussetzungen jedenfalls nicht vertretbar. Fachplaner, Brandschutzexperten, Statiker und drei Vertreter des Landratsamtes waren am Montag laut Janik "einmal durchs Gebäude marschiert" und hätten dabei gravierende Mängel festgestellt.

Insbesondere das holzverkleidete Treppenhaus - bislang einziger Rettungsweg aus den oberen Etagen - "darf so eigentlich nicht sein". Außerdem fehlen im ganzen Haus Rauchmelder und Feuerschutztüren. Doch selbst wenn es gelingen sollte, "mit überschaubarem Aufwand relativ schnell mit halb zugedrücktem Auge den Betrieb wieder aufnehmen zu können", werde man einen Flügel im zweiten Obergeschoss der Musikschule dauerhaft nicht wiedereröffnen können, sagte Janik.

Die Zukunftsperspektiven für die 1973 gegründete Musikschule, die 1989 in das einstige Starnberger Altenheim eingezogen war und sich als Institution mit ihren rund 1100 Schülern ungeteilter Beliebtheit erfreut, sind nicht allzu rosig. Allein um die Voraussetzungen für eine Baugenehmigung und einen legalen Betrieb zu erfüllen, dürften siebenstellige Beträge fällig sein.

"Im Gegensatz zu einer Komplettsanierung macht das keinen großen Unterschied", sagte Janik, der darüber nachdenkt, die Musikschule an einen anderen Standort zu verlegen, falls sich eine Sanierung des maroden Hauses als nicht sinnvoll erweisen sollte: Eine Idee, für die sich nicht nur im Stadtrat, sondern auch in der Musikschule bereits Sympathisanten finden. Denkbar etwa wäre ein Neubau im Rahmen des "Moosaik"-Projektes: Ein Teil des Starnberger Gewerbegebiets im Norden der Kreisstadt soll in den nächsten Jahren komplett neu gestaltet werden.

Die Problematik soll der Stadtrat nun im Herbst grundsätzlich durchleuchten. Vorab aber stellte Bürgermeister Jank schon einmal klar, dass wir "unsere Probleme nicht einfach weiterhin mit Geld bewerfen können", mahnte er. "Die Finanzlage der Stadt sollte uns bei jeder Entscheidung begleiten." Die Mehrheit im Gremium sah das angesichts der angespannten Finanzlage der Stadt ähnlich, dementsprechend stehen im Haushalt nur noch 100 000 Euro für unabdingbaren Brandschutz der Schule zur Verfügung. Lediglich die Vertreter von BMS und WPS votierten dagegen: Die ehemalige Bürgermeisterin Eva John erachtet die Sanierung weiterhin als Vorhaben von höchster Priorität und beantragte unverdrossen weitere 300 000 Euro für eine Fortsetzung der Sanierungsplanung. Und Markus Mooser erregte der Gedanke, dass die "historische Musikschule im historischen Gebäude" nicht als "Spielball von Grundstücksspekulanten unter die Räder kommen" dürfe.

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