Oldtimer des traditionellen Jazz haben offenbar Hochkonjunktur. Gleich drei altbewährte Ensembles gaben am vergangenen Wochenende im Fünfseenland Gastspiele: In Seefeld trat der 80-jährige Drummer Charly Antolini mit seinem Quartett auf, die seit 38 Jahren bestehenden Charivari Jazzband hatte wieder ein Heimspiel in Unterbrunn, und im Andechser Klostergasthof spielte die Barrelhouse Jazzband, die inzwischen gar auf eine 63-jährige Geschichte zurückblicken kann. Und damit ist noch kein Ende abzusehen - im Gegenteil: Bis zum kommenden Frühjahr erwartet die "Seeresidenz Alte Post" eine ganze Reihe hochrangiger Ensembles der inzwischen zu Klassikern avancierten Spielarten des Jazz.
Zum Auftakt wird am 8. November ein multinationales Septett erwartet, das sich unter dem Titel "A Hundred Years of Jazz" New Orleans-Jazz, Swing und Bebop widmet. Die Protagonisten zählen allesamt zu den Spitzenmusikern des Genres: An der Trompete ist der junge Schwede und Wahl-New Yorker Björn Ingelstam zu hören. Die beiden Niederländer Bert Boeren (Posaune) und Frank Roberscheuten (Sax und Klarinette) wirken bei der Dutch Swing College Band mit, Roberscheuten wurde 2016 mit dem Keeper of the Flame-Award ausgezeichnet. Der französische Schlagzeuger Guillaume Nouaux hat unter anderem den Spezialpreis der Jury des Hot Club de France erhalten; die Australier Sebastien Giraudot (Bass) und David Blenkhorn (Gitarre, Gesang) treten regelmäßig gemeinsam in Hot Swing-Konzerten auf. Am Klavier sitzt Olaf Polziehn, Jazzdozent in Graz und vor allem durch seine Aufnahmen des American Songbook bekannt geworden.
Das berühmte Pasadena Roof Orchestra macht am 26. Januar in Seeshaupt Station. Die 1969 in Großbritannien gegründete Big Band hat sich vor allem dem Swing der 1920er und 1930er Jahre verschrieben. Die authentischen Interpretationen der Evergreens von Cole Porter, George Gershwin, Irving Berlin und anderen serviert Sänger und Tänzer Duncan Galloway mit typisch britischem Humor, zehn weitere Musiker stehen ihm - meist schon seit vielen Jahren - zur Seite. Zu einem adventlichen Gastspiel wird die finnische Jazz- und Soulsängerin Tuija Komin am 16. Dezember erwartet. Unter dem Titel "Joulo & Jul" präsentiert sie Weihnachtslieder aus Finnland und Skandinavien, Komin wird dabei von Walter Lang (Piano und Arrangements), Peter Cudek (Bass) und Martin Kolb (Schlagzeug) begleitet.
Die Musik deutscher Sinti steht am 23. Februar auf dem Programm, wenn das Vano Bamberger Quintett in der Seeresidenz auftritt. Die drei Gitarristen waren bereits 2014 im Rahmen des zweiten Seejazz-Festivals zu Gast in Seeshaupt: Vater Vano, sein Bruder Terrangi und sein Sohn Donani Bamberger spielen druckvollen Gypsy-Swing in der Tradition von Django Reinhardt, gefühlvolle Eigenkompositionen und Jazz-Balladen. Das Familienunternehmen mit Sitz in Hanau wird vom Prager Bassisten Antonin Sturma und dem Geiger Siergiej Wowkotrub unterstützt. Das Quintett wirkte heuer bei den Festivals "Djangofollies" in Belgien und "Hot Jazz Spring" in Polen mit.