Musik:Reiz der Askese

Starnberg Klinikum Konzert

Erfrischend anders: Mónika Mária Rónaszéki und Georg Hübner.

(Foto: trey)

Das Duo Suave in der Kapelle der Klinik Starnberg

Von Reinhard Palmer, Starnberg

Das Duo Suave ist etwas für Puristen. Die Kombination aus Flöte (Mónika Mária Rónaszéki aus Budapest, heute in Salzburg) und Viola (Georg Hübner aus München, heute in Dresden) ist klanglich zwar sehr farbenreich und verfügt über viele Möglichkeiten, in der Charakteristik zu variieren. Doch es ist schwer, in dieser Konstellation die Musik fließen zu lassen und abzurunden. Die Stipendiaten von Yehudi-Menuhin-Live-Music-Now in der Kapelle des Starnberger Klinikums taten gut daran, die darauf absolut angewiesenen Stücke wie "Air" von Bach sowie "Ave Maria" von Bach und Gounod (in der Zugabe) ans Ende des Programms zu setzen. Als Zuhörer brauchte man eine Weile, sich an die Sprödigkeit der Duo-Sätze zu gewöhnen, zumal die Raumakustik wenig zur Klangbildung beitrug.

Nur wenige der Bearbeitungen waren in Form eines gleichwertigen Duos verfasst. Meist changierte die Rolle der Bratsche zwischen reiner Basslinie oder Begleitfiguren, einem Gegenpart zur Flöte oder der tieferen Duettpartnerstimme in den melodischen Gesängen. Einen Rollentausch sahen die Bearbeitungen kaum vor. Und das war schade, da nicht nur die Flöte mit brillanter Luftigkeit begleiten, sondern auch die Bratsche betörend schön singen kann. Dass Rónaszéki und Hübner den Klang ansprechend ausbalancieren können, bewiesen sie etwa im Gebet "Kol Nidrei" von Max Bruch. Darin zeigte das Duo vor allem eine tief beseelte Ausdrucksfähigkeit, die berührte. Weniger glücklich: der Tango aus der Filmmusik zu "Der Duft der Frauen" (Scent of a Woman) von Thomas Newman, was wohl an der Komposition selbst lag.

War ein Werk explizit für zwei Melodieinstrumente konzipiert, gewann die Konstellation mächtig an Substanz. Das Duo Suave ließ sich darauf spielfreudig ein. Und auch wenn im "Duett mit zwei obligaten Augengläsern" Es-Dur von Beethoven für Viola und Violoncello Hübner in den tieferen Part wechseln musste, um der Flöte die Oberstimme zu überlassen, blieb die musikalische Idee bestehen. Die spritzigere Variante mit Flöte und Bratsche verlieh dem Werk eine leichtere, doch energische Charakteristik, in der sich die jungen Musiker hörbar wohlfühlten. Etwas konventionell, doch sehr publikumswirksam offenbarten die Arienbearbeitungen aus der Zauberflöte einmal mehr die Universalität von Mozarts Musik. Ob nun die heitere Papageno-Arie, die melancholische Pamina-Klage oder das dramatische Wüten der Königin der Nacht: Allesamt lieferten sie mitreißende Erzählkunst, die in der ausdrucksstarken Rhetorik von Rónaszéki und Hübner auch ohne Worte beredsam blieb.

Der Unterschied zu den barocken Vorgängern - wie zu Beginn "Die Ankunft der Königin von Saba" von Händel - hätte kaum deutlicher ausfallen können. Nicht etwa, dass es dort an Energie und Ausdruck gefehlt hätte. Es war vielmehr die grundsätzliche musikalische Auffassung, die sich in der asketischen Besetzung klar zeigte. Vor allem durch das motorische Vorantreiben in den Begleitfiguren, wie sie etwa in Bachs C-Dur-Sonate für Flöte und Cembalo mit der voluminöseren Bratsche deutlich hervortraten. Zweifelsohne war das ein Gewinn für die sinnenfreudige barocke Klangfülle, doch konnte das auch schwerfällig daherkommen. Im beschwingten Schlusssatz (wie zuvor im zweiten Satz des Flötenkonzerts D-Dur von Vivaldi) gewann das Duo daraus aber auch eine wohlige Klangfärbung, die sich sehr wirkungsvoll in Szene setzte. Ein erfrischend anderes Konzert, das dem Publikum hörbar gefiel. Lang anhaltender Applaus.

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