Musik:Magic-Lake-Festival am Ammersee ist nach der Premiere am Ende

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Veranstalter und Tatort-Regisseur Tom Bohn zieht die Konsequenzen aus der geringen Besucherzahl. Doch an einem anderen Standort könnte es 2019 einen Neustart geben

Von Armin Greune, Dießen

Es waren drei stimmungsvolle Tage an einer der schönsten Stellen am Ammersee mit Künstlern wie Marusha, Selig und Bananafishbones. Doch in Dießen wird es keine Neuauflage des Magic-Lake-Festivals mehr geben. Initiator Tom Bohn zieht damit die Konsequenzen aus der geringen Zahl an Besuchern, die sich zur Premiere im vergangenen September in den Seeanlagen einfanden.

Statt der täglich erwarteten 3000 zahlenden Gäste waren es lediglich 750. Er müsse einsehen, "dass die Akzeptanz am Ammersee nicht groß genug war, um es noch einmal so durchzuführen", sagt Bohn auf Nachfrage. Der Mann, der bislang in 17 Tatort-Folgen Regie führte, lebt in Dießen, Landsberg und Berlin - wo er gerade auf der Berlinale weilt.

Auf der Magic-Lake-Facebook-Seite stellt er in Aussicht, 2019 "vermutlich zurückzukommen": Man wolle freilich den Festivalort "dahin verlegen, wo das Wohlwollen für solche Veranstaltungen ausgeprägter ist". Wer darin eine versteckte Kritik an der Dießener Rathausverwaltung sieht, die den Festivalmachern das Leben mit überzogenen Auflagen schwer gemacht habe, liege ganz falsch, stellt Bohn klar: "Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde war am Ende sehr gut." Er habe eben als einer der ersten Festival-Organisatoren unter den verschärften Sicherheitsvorschriften gelitten, die von der Bundesregierung ausgingen: "Das wird von nun an jeden Veranstalter in Bayern treffen." Dieselben Bedingungen müssten auch im Fall einer Magic-Lake-Neuauflage andernorts erfüllt werden.

Die Hamburger Rockband Selig gehörte im September zum Programm des Magic-Lake-Festivals in Dießen. (Foto: Arlet Ulfers)

Er habe für 2019 mehrere Alternativstandorte im Auge und will "ein Kulturfestival in umfangreicherer Besetzung, aber mit gleich viel Liebe und Leidenschaft gar nicht weit weg vom Ammersee" stattfinden lassen, postet Bohn auf Facebook. Der Verdacht liegt nahe, dass der Film- und Festivalmacher plant, in die Kreisstadt Landsberg umzuziehen: Dort ist gerade zum fünften Mal sein Independent-Filmfestival "Snowdance" über die Bühne gegangen. Doch Bohn dementiert: "Landsberg ist definitiv keine Option."

Über das Defizit, das er beim ersten Magic-Lake-Festival in Kauf nehmen musste, behält er weiter Stillschweigen. Doch "sicherlich habe man beim Ticketing und im Marketing Fehler gemacht", räumt er ein und kündigt an, "mit verbesserten Rahmenbedingungen" 2019 an den Neustart zu gehen. In Dießen hatte er eigenen Angaben zufolge 7500 Euro für den Sanitätsdienst und 8500 Euro für 40 mobile Toiletten investieren müssen - und war angesichts der spärlichen Besucherresonanz mit allem weit mehr als notwendig ausgestattet. Ganz zu schweigen vom mehrmals aufgestockten Security-Personal: Allein das zu erstellende Sicherheitskonzept hatte Bohn 9000 Euro gekostet.

Wegen der geringen Besucherzahl musste Veranstalter und Filmemacher Tom Bohn ordentlich draufzahlen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Karl-Heinz Springer, Geschäftsleiter der Gemeinde, bedauert ausdrücklich, dass Magic Lake in Dießen keine Fortsetzung findet. Weil nun Erfahrungen auch zur Besucherzahl vorliegen, "hätten wir's beim nächsten Mal entspannter angehen können", meint er. Ratshausverwaltung und Festivalleitung hätten im Vorhinein "viel Zeit und Arbeit investiert". Nachdem es anfänglich "etwas unrund lief", habe sich die Zusammenarbeit mit Bohn und dessen inzwischen ausgeschiedenen Mit-Geschäftsführer Jürgen Fahrenholtz sehr positiv entwickelt, betont Springer.

"Ich find's schon schade", meint Kulturreferentin Kathrin Kubat. Bei der Mehrheit des Gemeinderats sei Magic Lake gut angekommen. Grundsätzlich stünde man Neuem offen gegenüber, das Festival sei "eine tolle Aktion" gewesen, die zum "buntem Leben einer Kulturlandschaft dazugehört". Kubat müsse "dem Mut des Veranstalters Respekt zollen." Bohn will auch registriert haben, dass es in Dießen Leute gegeben hat, die Stimmung gegen Magic Lake gemacht hätten. Aber "aufgeschoben heißt nicht aufgehoben - die Magie geht weiter".

© SZ vom 16.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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