Musik:Exakt und einfühlsam

Herrsching ODEON Jugendsinfonieorchseter

In zehn Jahren hat Julio Doggenweiler Fernández aus dem Odeon-Jugendsinfonieorchester ein ausgezeichntes Ensemble gemacht.

(Foto: Nila Thiel)

Das Odeon-Jugendsinfonieorchester überzeugt mit Jubiläumskonzert

Von Reinhard Palmer, Herrsching

Die zehn Jahre seit der Gründung des Odeon-Jugendsinfonieorchesters machen sich gegenüber den 500 Jahren der Reformation, die im großen Saal des Hauses der bayerischen Landwirtschafthier musikalisch thematisiert wurde, geradezu vernachlässigbar aus. Doch für ein Jugendorchester ist dies schon ein stolzes Alter. Die runde Zahl taugte aber auch zur besonderen Bewunderung, ist es dem musikalischen Leiter am Pult, Julio Doggenweiler Fernández, gelungen, in der doch nur recht kurzen Zeit die Jugendlichen zur Exaktheit, spieltechnischen Gewandtheit, packenden Verve und musikalischer Einfühlsamkeit zu führen.

Eine Einspielphase gab es nicht. Zwar ist die Ouvertüre h-Moll "Die Hebriden" von Mendelssohn kein Werk, in dem die Musiker sogleich mit Virtuosität brillieren müssen. Doch es beginnt leise und zart mit dunkler, warmer Atmosphäre, die sich hier auch vom ersten Ton an breit machte und die wunderbare Homogenität des Klangkörpers offenbarte. Als Bach-Wiederentdecker war der junge Mendelssohn ja von seinem barocken Idol mächtig beeindruckt, vermochte auch tatsächlich einige kompositorische Techniken Bachs in seinen schon spürbar eigenen Stil zu integrieren. Noch mehr in der Reformationssinfonie op. 107, die in der ersten Fassung kurz nach der Ouvertüre entstanden ist. Es war erhellend, zuvor das Doppelkonzert für zwei Violinen d-Moll BWV 1043 des Großmeisters Bach zu hören. Die beiden Solo-Violinisten, die 18-jährige Valerie Steenken, und der erst 15-jährige Michael Nodel verstanden es auch, ihre Parts hauchdünn über das Kammerorchester zu erheben und wenn nötig, dynamisch immer wieder in den Klangkörper abzutauchen. Die Verwobenheit der Solostimmen untereinander und mit dem Orchester bekam einen fließenden Duktus, der vor allem mit dem wogenden Mäandern im melancholischen Largo eine überaus schlüssige Gesamtform zu kreieren vermochte. Wie bei Bach die profane Form mit sakralmusikalischen Elementen eine Synthese einging, verflocht Mendelssohn sakrale mit absoluter Musik. Der Höhepunkt des Werkes liegt im Bach-Choral "Ein feste Burg ist unser Gott" im Schlusssatz, der sich im Laufe des Satzes in breite Sinfonik verwandelt, was die Musiker des Odeon-Jugendsinfonieorchesters lustvoll aufgriffen, um mal die volle Substanz des Klangkörpers auszuspielen. Spieltechnische Gewandtheit demonstrierte das Orchester vor allem im Andante-Mittelsatz, der mit beschwingter Leichtigkeit einen nahezu tänzerischen Charakter entwickelte. Frenetischer Applaus im ausverkauften Saal.

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