Musik:Allein auf weiter Flur

Krailling: Udo Schindler und Eric Wwang-Ericsson

Nah am Jazz: das Duo Udo Schindler (links) und Eric Zwang-Eriksson im Kraillinger Salon.

(Foto: Nila Thiel)

Ude Schindler will seinen Salon in Krailling trotz Schwierigkeiten weiterführen

Von Reinhard Palmer, Krailling

Die Sessions im Salon für "Klang+Kunst" bei Udo Schindler in Krailling sind deshalb so aufschlussreich, weil sie auf herausfordernde Art den Musikbegriff über die allgemeine Auffassung hinaus erweitern und auch das übliche Verhältnis des Musikers zu seinem Instrument hinterfragen. Die Konzerte mit geselligem Ausklang bei Speis und Trank sind für Musikinteressierte immer wieder eine gute Gelegenheit, sich mit dieser Grenzerfahrung auseinanderzusetzen. Wobei es in erster Linie immer darum geht, das eigene Vermögen zu überprüfen, sich auf Neues und Unbekanntes einzulassen, und die Bereitschaft, sein ästhetisches Empfinden zu erweitern.

Gewiss, ein Ad-hoc-Improvisator muss die im klassischen Sinne gängige Spieltechnik beherrschen, doch ist diese nur eine der vielen Möglichkeit, dem jeweiligen Instrument Töne und Geräusche zu entlocken. Und in diesem Salon ist alles Musik, was akustisch wahrnehmbar ist, ganz gleich, auf welche Weise sie nun erzeugt wird.

Der erfolgreiche Architekt Schindler, der eine Reihe von Blasinstrumenten beherrscht, konnte bisher renommierte Musiker des weltweit verbreiteten Genres nach Krailling locken. Zupass kam ihm dabei, dass die Instrumentalisten oder Sänger den Ausflug ins Würmtal bislang mit Auftritten in München kombinieren konnten. Beim 80. Salon nun die Hiobsbotschaft: Es gibt kaum noch Bühnen für Improvisationskünstler in München. Ob es Schindler noch gelingen wird, ohne diesen Anreiz namhafte Musiker ausschließlich in den kleinen Salon nach Krailling zu locken, um gegen Spenden zu spielen, ist fraglich. Aufgeben mag er aber nicht - und hofft nun auf günstige Gelegenheiten, durchreisende Mitspieler zum Abstecher ins Umland überreden zu können. Ansonsten setze er mehr auf heimische Musiker, sagte er.

Der in Augsburg lebende Eric Zwang-Eriksson kam nun wohl als letzter Reisender explizit nach Krailling. Der Musiker, der auch Komponist, Videokünstler und Fotograf ist, spielt suggestiv und beredsam. Allerdings geht Zwang-Eriksson dabei nicht nur den Weg des Experimentellen und Geräuschhaften, indem er an den Trommelfellen reibt und kratzt, die auf Trommeln liegenden Becken bearbeitet oder an klirrenden Gegenständen herumfingert. Er entwickelte auch mit traditioneller Spielweise sehr expressiv und kontrastreich Atmosphäre, auf die Schindler mit Kornett, Saxofon, Bassklarinette und Tuba entschieden reagierte. Auch der Hausherr gestaltete die Übergänge vom Experimentell-Geräuschhaften hin zum spieltechnisch Traditionellen fließend. Gerade das klangsatte Trommeln von Zwang-Eriksson forderte Schindler immer wieder dazu heraus, kraftvolle Improvisationen nah am Jazz zu entwickeln. So kamen Momente eines psychodelischen Cool Jazz und Bebop zustande, die packend den Rahmen absteckten.

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