Museum:Außerhalb der Gemütlichkeit

Lia Fischer stellt im Werson-Haus aus

Die Gilchingerin Lia Fischer vor einem ihrer Werke.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Im Gilchinger Museum "Schichtwerk" ist eine Ausstellung der Künstlerin Lia Fischer namens "Haltung zeigen" zu sehen.

Von Patricia Steipe

"Wann sind wir frei?", "Wer darf frei sein?", "Wer darf mir Freiheit nehmen?", das sind Fragen, die die Gilchinger Künstlerin Lia Fischer umtreiben. Fassungslos sei sie, wenn sie sehe "wie gleichgültig wir den Katastrophen auf dieser Welt - alle von Menschen gemacht - begegnen" und sie verstehe nicht, warum es für viele so einfach sei "wegzuschauen, wenn sie auf der richtigen Seite der Grenze stehen". Im Gilchinger Museum "Schichtwerk" ergänzt Fischer derzeit mit ihrer Ausstellung "Haltung zeigen" die Sonderausstellung "Luftkrieg im Sommer 1944: Schauplatz Gilching". Museumsleiterin Annette Reindel hatte die Künstlerin dazu eingeladen, denn die kreativ auf Leinwand oder dünnem Birkenholz aufgebrachten Aussagen passen perfekt zur Sonderausstellung, in deren Mittelpunkt der Absturz eines amerikanischen Bombers auf dem Ölberg mit vier Toten steht. Die Exponate, Dokumente, Zeitzeugeninterviews und kleine Filme werden nun mit Lia Fischers Kunstwerken ergänzt. "Sie spannen einen Bogen vom zweiten Weltkrieg zur Jetztzeit", so Reindel.

"Unsere Großeltern mussten ihre Rolle im Krieg erklären - unseren Kindern müssen wir unsere Schuld erklären", steht auf einem der quadratischen Bilder. Die großen Buchstaben hat Fischer mit Schablonen und Acrylfarbe gemalt. Für sie ist Sprache ein starkes Medium, um aufzurütteln. Gemalte Bilder seien aber manchmal aussagekräftiger, sagt sie und kombiniert folgerichtig beides.

Lia Fischer ist eine junge Künstlerin, die die "Fridays-for-Future"-Generation repräsentiert. Sie kritisiert nicht nur die Missstände zum Beispiel in ihrem düsteren Bild "the world is old and sick", sie lebt selbst vegan, vermeidet Plastik, fliegt nicht und kauft ihre Kleidung gebraucht. Eine Lebenseinstellung, die auf dem kategorischen Imperativ des Philosophen Immanuel Kant fuße, so Fischer und zitiert: "Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde".

Lia Fischer stellt im Werson-Haus aus

Verschiedene Werke der jungen Gilchinger Künstlerin Lia Fischer sind noch bis zum 20. März in Gilching im Werson-Haus in der Brucker Straße zu sehen.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

In ihrem Leben hat die 1985 Geborene einige Stationen durchlaufen. Sie war Regieassistentin, Kunsttherapeutin für Jugendliche sowie Lehrerin für Malen und kreatives Schreiben. "Neben der sozialen Arbeit ist die freie Kunst ein wichtiger Teil meines Lebens", erklärt sie. Außerdem ist sie ständig unterwegs. Nach 33 Umzügen ist der "Koffermensch" mit den beiden Kindern vor zwei Jahren in Gilching gelandet.

In der Sonderausstellung hängen nur ein paar sparsam verteilte Werke. Hier gilt das Motto: "Weniger ist mehr", was zu den Werten der jungen Künstlerin passt, die Besitz als Last empfindet. Auf einer weiteren Kunsttafel steht: "Wäre die Welt eine bessere, wären alle wie du?" Die Frage schmerze, "das soll sie auch", so Fischer. Ihre Ausstellung soll keine leichte Kost sein. "Mit meiner Kunst möchte ich Haltung zeigen, Unbequemes sichtbar machen, immer wieder daran erinnern, nicht locker zu lassen", erklärt sie und sie möchte berühren, denn nur so könne sich etwas ändern.

Im Rahmen der Gilchinger Kunstwoche wurde die Ausstellung durch eine Lichtinstallation auf die Fassade des Werson-Hauses ergänzt. Dabei hat Fischer zusammen mit Andreas Wening und Andreas Jörg das Thema Grenzpolitik und Klimakrise visualisiert und zu den Bildern die Worte und Themen geliefert. "Ich hatte das dringende Bedürfnis den Menschen hier in Bayern zu zeigen, was außerhalb ihrer Gemütlichkeit passiert", erklärt sie. Im Museum wird der Film über die Installation gezeigt, sowie einer über die Künstlerin, in dem sie über ihre Werte berichtet. Der Film soll bei der Finissage im März nochmals auf die Hauswand projiziert werden. Die Ausstellung ist noch bis zum 20. März zu sehen. Das Museum in der Brucker Straße 11 ist sonntags von 14 bis 17 Uhr und dienstags von 10 bis 12 Uhr geöffnet.

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