Er galt als einer der heimlichen Favoriten in diesem Jahr. Ochse „Hellmut“ machte beim siebten Münsinger Ochsenrennen seinen Halter Simon Hofner, Bio-Bauer in der Gemeinde Staudach am Starnberger See, stolz. Der 650-Kilo-Koloss trug seinen Jockey Michael Sebald beim Finale des Gaudi-Wettbewerbs als Ersten durchs Ziel und verwies seine Mitfinalisten Zeno, Lugge und Fonsi auf die Plätze zwei bis vier. Das Spektakel verfolgten gut 10 000 Besucher.
Wer denkt, die größten Fans des Münsinger Ochsenrennens kommen aus der näheren Umgebung, irrt gewaltig. Annette Waible ist zum vierten Mal dabei. Mit ihrer Familie macht sie Urlaub in Oberbayern – wie vor 24 Jahren, als sie erstmals das Großereignis auf der „Hertawies“ besuchten – eher zufällig. Seitdem ist das Münsinger Ochsenrennen ein fester Termin in ihrem Kalender. Schon an Silvester haben Waibles aus der Nähe von Karlsruhe in Baden-Württemberg in Münsing angefragt, ob es ein Rennen geben werde und entsprechend ihre Freizeit geplant. So ein Besuch will zelebriert sein: Die gesamte Familie ist in Tracht gekleidet und kennt sich natürlich bestens aus – so gut, dass sie Einheimischen erzählen können, was sie beim Ochsenrennen erwartet. Ihr Wissen geben sie nur allzu gerne weiter.
Dass die Münsinger Ochserer die Idee für das Spektakel der Kultserie „Irgendwie und sowieso“ entlehnt haben, ist kein Geheimnis. Wer Ochsenrennen hört, muss unwillkürlich an Sir Quickly (Otfried Fischer) auf Ringo denken. Durch ein Video der Veranstalter, in dem einige Szenen der BR-Serie nachgestellt wurden, wurde Regisseur Franz Xaver Bogner aufmerksam. Er kam spontan gemeinsam mit seiner Ehefrau Sonja am vergangenen Donnerstag zum Bieranstich ins Festzelt. Auch am Renntag konnten ihn die Veranstalter begrüßen. Zu Gast war unter anderem auch der Garmisch-Partenkirchener Landrat Anton Speer, selbst Landwirt und Freund des Ochsenrennens.
Die Sonne brennt auf die Naturarena an diesem Sonntag unerbittlich herab. Kaum ein Lüftchen weht. Das große Festzelt ist so gut wie auf den letzten Platz besetzt; auch an den Ständen mit Eis, Leberkassemmeln und Getränken bilden sich endlose Schlangen. Feuerwehr, Polizei und ehrenamtliche Helfer lotsen die Blechlawine an Fahrzeugen auf die ausgewiesenen Parkplätze. Für ein Dorf wie Münsing eine logistische Meisterleistung – auch wenn Staus programmiert sind.
Statt 20 Jockeys gehen 18 an den Start. Zwei Ochsen – „Conrad“ und „Ignaz“ – mussten aus dem Rennen genommen werden. Bei den Reitern gab es ebenfalls einige Wechsel, weil sich die ursprünglichen Jockeys während der Trainingsläufe verletzt hatten.
„Quattro“ und „Franzl“ hatten keine Lust
Für Florian „Flo“ Müller war es das erste Rennen. In den vergangenen Tagen bei den Probeläufen hatte der 25-Jährige aus Höhenrain sich noch große Hoffnungen gemacht. Doch am Renntag hatte sein Ochse „Quattro“ so gar keine Lust. Immerhin schafften es beide nach dem ersten Durchgang in einen der beiden „Hoffnungsläufe“. Aber auch da machte Quattro sehr deutlich, dass er als Ochse keinen Bock hatte und legte sich kurzerhand vor dem Ziel ins Gras. Sie seien „so motiviert“ gewesen, sagte Flo Müller nach seinem Ausscheiden. „Vielleicht haben wir zu viel gemacht vorher“, meinte er. Schon am Samstag hätte Quattro sich recht unlustig gezeigt. Und dann die Hitze, die laute Musik und die vielen Menschen – wer könne da sagen, was ausschlaggebend gewesen ist. „Es hat auf alle Fälle Spaß gemacht“, betonte der 25-Jährige. „Ich bin kein einziges Mal vom Ochs gefallen.“
Das sieht bei Josef „Seppi“ Strein schon anders aus. Er hat beim Training einige Blessuren davongetragen. Immerhin musste er mit „Franzl“ einen regelrechten Rodeo-Ochsen im Zaum halten – oder es zumindest versuchen. Auch Franzl hatte am Renntag so gar keine Lust an dem ganzen Trubel. In die Startbox gehen wollte er gleich gar nicht. Seppi Strein wurde das Starten außerhalb einer Box erlaubt. Franzl startete durch, doch leider warf er seinen Jockey immer ab und rannte am liebsten allein über die Ziellinie. Doch die Regeln sehen vor, dass ein Jockey auf seinem Ochsen reitend die Markierung überqueren muss. „Runter zu war immer super“, sagte Seppi Strein. „Ein bisserl stinken tut es mir schon.“ Was ihn nicht davon abhalten wird, beim nächsten Münsinger Ochsenrennen in vier Jahren erneut dabei zu sein. „Wenn es geht natürlich. Aber das wird dann das letzte für mich sein“, meinte der 36-Jährige aus Happberg.