Münsing:Vier Entwürfe für ein Seniorenstift

Münsing: Mit der Kirche im Zentrum präsentiert sich Münsing als dörfliches Bilderbuchidyll. Doch die Ortsstrukturen werden sich verändern.

Mit der Kirche im Zentrum präsentiert sich Münsing als dörfliches Bilderbuchidyll. Doch die Ortsstrukturen werden sich verändern.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die geplante Wohnanlage in Ambach löst Diskussionen in Münsing aus. Bald werden die Pläne öffentlich präsentiert

Von Benjamin Engel, Münsing

Das geplante Wohnstift für Senioren in Ambach war das zentrale Thema in de Münsinger Bürgerversammlung. Die vier Entwürfe für das Architekten-Workshop-Verfahren liegen der Kommune vor. Wie Bürgermeister Michael Grasl (FW) verkündete, werden sie in der nächsten Sitzung des Gemeinderats öffentlich vorgestellt. Der Antrag von Sebastian Wiedemann von der Initiative Ambach, die Konzepte schon auf der Bürgerversammlung zu präsentieren, wurde abgelehnt. Der Zusammenschluss von Anwohnern kritisiert die Dimensionen des Seniorenstifts mit 80 Wohneinheiten.

An den Gemeinderat appellierte Gustav Neumeister, Rechtsanwalt und Beirat im Ostuferschutzverband (OSV), auch die Alternativen darzustellen. Sollte das Vorhaben scheitern, könnte der Projektträger, das "Kuratorium Wohnen im Alter" (KWA), ein auf Schlaganfall-Therapie spezialisierten Gesundheitszentrum errichten. Das hat sich das Unternehmen ebenso bewilligen lassen. "Eine Schlaganfallklinik wäre eine gewisse Beruhigung für ältere Bürger", sagte Neumeister. Wirtschaftlich könne Münsing mit Aufträgen für Handwerker und Arbeitsplätzen genauso profitieren wie von einem Wohnprojekt. Womöglich brauche es in diesem Fall kein aufwendiges Bebauungsplanverfahren.

Bürgermeister Grasl erklärte in der Versammlung, dass es gute Gründe für eine Seniorenwohnanlage gerade am Starnberger See gebe. KWA verfolge das mit Priorität. Das alternative Baurecht sei aufrechterhalten worden, weil es einen Vorbescheid gebe. Auch eine Klinik verursache Betrieb.

Gebaut wird in Münsing derzeit besonders intensiv. So errichtet die Kommune an der Hauptstraße Sozialwohnungen. Im Ortsteil Degerndorf entsteht ein neues Haus für Vereinsaktivitäten. Ergebnisse zum geplanten Bürgerhaus erwartet die Kommune Anfang August. Auch private Bauvorhaben häufen sich. Laut Grasl könne die Kommune diese Entwicklung nur steuern, aber kaum aufhalten.

Rein statistisch beansprucht jeder Münsinger nach Angaben des Bürgermeisters 58 Quadratmeter Wohnfläche. In Bayern liege der Wert bei 50 Quadratmetern. Von 1962 bis 2015 seien die Baulandpreise bundesweit um 1600 Prozent gestiegen. Beim Bodenrichtwert liege Münsing im Landkreis durchschnittlich noch vor Wolfratshausen und Icking und damit an der Spitze. "Was bleibt uns also anderes übrig, als im Innenbereich Verdichtungen zuzulassen?", fragte Grasl. Oft bauten der Sohn und die Tochter im Garten der Eltern. Damit folgten of Aufstockungen und Ausbauten im Bestand. Doch andere Möglichkeiten hätten junge Leute oft nicht, um weiter in Münsing bleiben zu können. Die Kommune stehe dazu, dass sie auch selbst Wohnraum schaffen muss.

In seinen Ausführungen appellierte Bürgermeister Grasl aber auch an die Bauherren. Diese müssten sich bewusst sein, dass sie in einer gewachsenen Umgebung aktiv seien. Dachüberstände und eine ortsübliche Bauweisen seien daher wünschenswert. "Dabei muss man nicht jodeln", erklärte Grasl.

Bevölkerungszuwachs belastet darüberhinaus die Verkehrsinfrastruktur. Aus Sicht von Grasl lässt sich eine Ortsumfahrung in den nächsten Jahren allerdings nicht realisieren. Dafür fehlten angesichts der vielen weiteren Projekte die finanziellen Mittel und die Akzeptanz. Der aktuelle Ausbauplan für derartige Projekte gelte noch bis 2025. Wolle die Kommune die Ortsumgehung in Eigeninitiative vorantreiben, müsse sie diese planen und bauen sowie die Projektförderung durch den Freistaat beantragen. Die Kommune prüfe Entlastungsmöglichkeiten in kleinen Schritten. "Schnelle Wunder kann ich nicht versprechen", erklärte Grasl.

Eine rasche Lösung für leistungsstärkere Internetverbindungen in Degerndorf zeichnet sich genauso wenig ab. Dort betreibt DSL mobil das Netz. Weil das Unternehmen nach eigenen Angaben Bandbreiten von 30 Megabit pro Sekunde bereithält, kann die Kommune förderrechtlich im Ort derzeit nicht ausbauen. Laut Grasl hat das die Bundesnetzagentur untersagt. Münsing hofft aber, mit dem sogenannten Höfeprogramm mit dem Internetausbau weiterzukommen.

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