Münsing:Tauziehen um Bonsels-Villa

Münsing: Zulässig oder ein Sündenfall? Die Bonsels-Stiftung will den Anbau (im Vordergrund) an die Villa des Schriftstellers durch einen Neubau ersetzen.

Zulässig oder ein Sündenfall? Die Bonsels-Stiftung will den Anbau (im Vordergrund) an die Villa des Schriftstellers durch einen Neubau ersetzen.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Bereits zum zweiten Mal lehnt der Gemeinderat die Pläne für ein neues Wohn- und Atelierhaus im Garten des Ambacher Anwesens ab. Das Landratsamt ist anderer Auffassung

Von Benjamin Engel, Münsing

Die frühere Villa des Biene-Maja-Erfinders Waldemar Bonsels zählt zu den prägenden Gebäuden in Ambach. Die Pläne, im Garten des denkmalgeschützten Hauses ein Wohn- und Atelierhaus zu errichten, lehnt der Gemeinderat ab. Bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate hat das Gremium einstimmig dagegen votiert. Damit positioniert sich der Gemeinderat gegen die Auffassung des Landratsamts und eines von der Kommunalverwaltung eingeschalteten Rechtsanwalts.

Erst 2014 hatte die Waldemar-Bonsels-Stiftung die einstige Villa des Schriftstellers aufwendig sanieren lassen. Jetzt wollen die Verantwortlichen den Anbau aus den Sechzigerjahren im Westen des Gebäudes abreißen. Dafür ist ein neues Wohn- und Atelierhaus im Garten geplant. Sowohl das Kreisbauamt als auch der Rechtsanwalt der Kommune halten die Pläne für zulässig. Ihrer Ansicht nach fügt sich das Projekt in die Umgebungsbebauung ein.

Genau das beurteilt der Gemeinderat jedoch gegensätzlich. Das Grundstück mit der Villa zählt für Ursula Scriba (Bürgerliste) zum Kernstück des kommunalen Rahmenplans für das Seeufer. Das denkmalgeschützte Haus sei einer der wichtigsten Bausteine im Ortsgefüge Ambachs, heißt es in einer Stellungnahme des Ostuferschutzverbandes (OSV), an dessen Spitze Scriba steht. Die wechselseitigen Blickbeziehungen zwischen Starnberger See und offener Landschaft müssten demnach erhalten bleiben. Das Grundstück dürfe keinesfalls bebaut werden. Sonst würde einer der bedeutsamsten Orte des Seeufers zerstört, heißt es aus dem OSV.

Ebenso umstritten ist die Erschließung für das Projekt. Der Grundstücksstreifen direkt an der Straße gehört zum größten Teil einem Nachbarn. Lediglich eine Vereinbarung aus dem Jahr 1885 erlaubt den Zugang. Skeptisch zeigte sich Ernst Ramerth (Wählergruppe Holzhausen), ob damit die Erschließung dauerhaft gesichert sei. Zudem sei es wichtig, die Interessen des angrenzenden Fischereibetriebs zu schützen, sagt er. "Ambach ist ein Fischerdorf."

Allerdings könnten die Pläne für ein Wohn- und Atelierhaus laut Bauamtsleiter Stephan Lanzinger am Immissionsschutz scheitern: Das Vorhaben könne die Stiftung nur realisieren, wenn die Immissionen des benachbarten landwirtschaftlichen Betriebs für eine Wohnbebauung zumutbar seien. Genau das müsse die zuständige Behörde des Landratsamts im weiteren Genehmigungsverfahren prüfen. Lanzinger hält es für kritisch, einen Bebauungsplan für den Bereich zu erlassen. Dieser müsste positive Ziele definieren und würde für weitere Grundstücke gelten. Damit könnte dort womöglich Baurecht definiert werden, was gar nicht gewünscht sei.

Wegen des Projekts der Bonsels-Stiftung hat auch ein Nachbar einen Anwalt eingeschaltet. Der hält das Vorhaben für nicht genehmigungsfähig. "Es sind so viele Unwägbarkeiten, dass ich empfehle, das abzulehnen", sagt Gemeinderätin Scriba.

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