Münsing:Rettung aus der Vogelperspektive

Münsing: Unterstützung aus der Luft: Der Ammerlander Feuerwehrkommandant Markus Geigel führt die eigens angeschaffte neue Drohne vor.

Unterstützung aus der Luft: Der Ammerlander Feuerwehrkommandant Markus Geigel führt die eigens angeschaffte neue Drohne vor.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Eine Drohne soll der Feuerwehr in Ammerland künftig dabei helfen, Brandherde besser zu orten und Vermisste auf dem Starnberger See leichter zu finden

Von VINZENZ GABRIEL, Münsing

Die Freiwillige Feuerwehr in Ammerland bekommt nun auch Unterstützung aus der Luft. Sie hat eine speziell bestückte Drohne angeschafft, die in Zukunft bei Einsätzen eine wichtige Rolle spielen soll. "Die Drohne eignet sich als vielseitiges Einsatzmittel und kann in unserer Gegend unter anderem zur Lokalisation von Waldbränden, sowie bei der Vermisstensuche auf dem Starnberger See eingesetzt werden", erklärt Kommandant Markus Geigel.

Seiner Initiative ist es zu verdanken, dass die Ammerlander Feuerwehr nun zu den Vorreitern auf diesem neuen Einsatzgebiet zählt. Schließlich gibt es weitaus größere Feuerwehren ohne Drohne und das nötige Fachwissen. Laut Geigel nimmt die staatliche Feuerwehrschule Geretsried nun den Drohneneinsatz in die Grundausbildung auf und hat sich dazu eigene Flugobjekte zugelegt. Geigel steht dafür als Berater im Austausch mit der Schule. "Was wir hier gerade machen, ist absolute Pionierarbeit", sagt der Kommandant.

Routiniert erklärt der 39-Jährige die Funktionen und Extras des rund eineinhalb Kilo schweren Flugkörpers. Die Ammerlander haben sich für ein Modell eines chinesischen Herstellers entschieden, das rund 4000 Euro gekostet hat. Neben einer Kamera für Foto- und Filmaufnahmen, die auch viele Hobbyflieger nutzen, verfügt die Drohne zusätzlich über eine Wärmebildkamera. Über die Steuereinheit mit integriertem Bildschirm kann man die Aufnahmen der Drohne live mitverfolgen. "Im Infrarotmodus lassen sich auch exakte und lokalisierte Temperaturen messen", sagt Geigel. Im Falle eines Brandes mit starker Rauchentwicklung könne man so über die Wärmebilder die Brandursache schneller ausfindig machen.

Die Drohne hat eine Reichweite von vier Kilometern und lässt sich so auch in Bereiche steuern, die für den Steuernden nicht mehr sichtbar sind. Während das Flugrecht private Drohnenflüge nur im eigenen Sichtbereich erlaubt, dürfen Rettungskräfte die Geräte im Notfall auch in Bereiche mit starker Rauchentwicklung vorschicken. Den Anwohnern hat die Ammerlander Wehr vorsorglich bereits mitgeteilt, sich nicht zu wundern, falls sie das kleine Flugobjekt am Himmel sehen sollten.

Einen echten Einsatz gab des mit der Drohne noch nicht. Geigel, der sich privat schon seit rund zehn Jahren mit den unbemannten Flugkörpern beschäftigt, schult seine Kameraden derzeit im Umgang. "Dazu gehört, dass sie über die Funktionen Bescheid wissen, ein Gefühl für die Flugbalance erhalten, aber auch, dass sie sich mit den rechtlichen Aspekten auseinandersetzen", erklärt er. Zu Übungszwecken haben sie die Drohne schon mehrmals fliegen lassen. Einmal haben sie das Training auch für einen guten Zweck genutzt: Während der Mahd haben sie mit der Drohne die Wiese nach Rehkitzen abgesucht. "Gefunden haben wir keine, aber ins Mähwerk ist auch keines geraten", berichtet Geigel.

Zwar hat die Ammerlander Feuerwehr ein vergleichsweise kleines Einsatzgebiet, das im Westen vom Starnberger See begrenzt wird. Weil sie aber für einen Teil des Sees zuständig ist, soll die Drohne auch über dem Wasser eingesetzt werden. Da sie sich mit Schweinwerfern und einem Mikrofon erweitern lässt, ist sie für die Vermisstensuche und Seenotrettung geeignet. "Über das Mikrofon lassen sich etwa an in Seenot geratene Segler Nachrichten überbringen." Außerdem erhofft sich der Kommandant für seine rund 40 aktiven Feuerwehrleute durch das Fluggerät mehr Einsatzmöglichkeiten. Bis jetzt hat die Ammerlander Wehr rund zehn bis fünfzehn Einsätze pro Jahr. Geigel erwartet, dass es nun mehr werden. "Da unsere Kompanie über die Drohne verfügt und die nötige Expertise mitbringt, werden Wasserwacht und andere Feuerwehren unsere Hilfe in Zukunft öfter anfordern." Und einen positiven Nebeneffekt erhofft sich der Kommandant: Die technische Neuheit soll es für junge Leute reizvoller machen, der Feuerwehr beizutreten.

Entscheidend für den Kommandanten ist, seine Leute so gut vorzubereiten, dass im Notfall alles routiniert und sicher abläuft. Denn auch wenn es einfach aussieht, erfordert es viel Feingefühl und mindestens drei Personen, um die Drohne fachgerecht zu steuern. Geigel will in Ammerland eine Einsatzgruppe von zehn Leuten für die Drohne ausbilden.

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