Prototyp "Horyzn":Die Drohne, die auch segeln kann

Oberpfaffenhofen Horyzn Rollout

Studenten aus neun Nationen präsentieren den Prototypen ihres Fluggeräts, der die Vorteile einer Drohne mit den Gleiteigenschaften eines Seglers verbindet.

(Foto: Georgine Treybal)

TU-Studenten entwickeln das Modell, das die Vorteile beider Fluggeräte energieeffizient verbindet. Es könnte später einmal Blutkonserven für Kliniken transportieren.

Von Lisa Bullerdiek, Oberpfaffenhofen

Die dramatische Musik stoppt kurz und läuft dann nur noch über die leisen Computerlautsprecher weiter - der große Auftritt ist erst mal versaut. Eine Studentin ist über das Kabel gestolpert. Dann klappt es doch noch mit dem passenden Sound für die Enthüllung. Die Studenten ziehen das schwarze Tuch zurück: darunter eine Drohne, die aussieht wie ein kleines Flugzeug mit 3,60 Metern Spannweite, aber mit Triebwerken an den Flügeln, die sie senkrecht nach oben heben können. Sie läuft mit Strom, schafft bis zu 72 Stundenkilometer und kann 51 Kilometer weit fliegen.

Die 31 Studenten haben seit einem Jahr am Bau des Prototyps Gamma gearbeitet. Der Großteil von ihnen studiert einen Master-Studiengang an der Technischen Universität München. Sie kommen aus technischen und betriebswirtschaftlichen Studiengängen. Gerade rechtzeitig sind sie fertig geworden. Sie haben die Drohne konzipiert, um mit ihr am 22. Oktober an einem Wettbewerb in Hamburg teilzunehmen. Bei der New Flying Competition sollen studentische Organisationen verschiedene "Missionen" möglichst energieeffizient fliegen.

Prototyp "Horyzn": Das Modell soll am 22. Oktober bei einem Wettbewerb in Hamburg starten, ihren Jungfernflug absolvierte die Maschine bereits.

Das Modell soll am 22. Oktober bei einem Wettbewerb in Hamburg starten, ihren Jungfernflug absolvierte die Maschine bereits.

(Foto: Horyzn)

Sonja Dluhosch erklärt, wo es mit dem Horyzn genannten Projekt in Zukunft hingehen soll. "Interessante Anwendungsfälle sind für uns der Defibrillatoren- und Bluttransport." Sie hat im Business-Team bei Horyzn mitgearbeitet. Weil die Drohne senkrecht abheben könne, brauche sie keine Landebahn wie ein Flugzeug; und weil sie starre Flügel habe und gleiten könne, sei sie wesentlich energieeffizienter als klassische Drohnen. In der Konstruktion haben die Tüftler das Prinzip einer Drohne mit dem eines Segelflugzeugs verbunden. "Wir haben von der Uniklinik die Rückmeldung bekommen, dass Bluttransport besonders zu Stoßzeiten oft schwierig ist", sagt Sonja Dluhosch. Ein klassisches Szenario seien zum Beispiel Komplikationen bei einer Geburt: Bei einem solchen Notfall haben Kliniken oft keine Zeit, die Patientinnen auf die richtige Blutgruppe zu testen. Dann müssen sie auf das universale Nullblut zurückgreifen. Wenn der Vorrat von Nullblut im Krankenhaus zur Neige geht, wird schnell Nachschub aus der Blutbank gebraucht.

Das aktuelle Modell der Drohne ist für solche Einsätze noch nicht bereit, es soll bloß den Wettbewerb fliegen, die Studierenden wollen erste Erfahrungen sammeln. "Wir hatten einfach Bock zu fliegen", sagt Sonja Dluhosch. In Zukunft könnten solche Modelle aber echte Aufgaben übernehmen, wenn es mit der Zulassung klappt. Dazu müssten Vorteile und Risiken abgewogen werden, die 13 Kilogramm schwere Drohne soll schließlich niemandem auf den Kopf fallen.

Die Präsentation der Drohne findet im Industriepark Oberpfaffenhofen zwischen leuchtenden Firmenschildern und glatten Fassaden statt. Kein Zufall, hier startete vor 53 Jahren das erste Transportflugzeug senkrecht in den Himmel - die Dornier Do 31. "Heutzutage wird Oberpfaffenhofen als Hotspot für elektronische Mobilität gehandelt", sagt Thorben Fabian von der Asto Business Group. Das Industrieunternehmen hat im Gewerbepark seinen Sitz, es hat Horyzn mit gefördert. Etwa die Hälfte der Industriesponsoren kommt aus der Region. Das von den Studenten gebaute und programmierte Modell sei zwar nicht für die Firma interessant, aber sie beteilige sich trotzdem gerne. Vor allem, weil Nachwuchsförderung für alle Firmen in der Region wichtig sei: "Wir bringen den Studenten mögliche Arbeitgeber nahe."

Das zeigt sich auch am Ende der Präsentation. Horst Steinberg, dessen Firma HMS Group ebenfalls das Projekt sponsert, lädt die Studenten zu einem weiteren Treffen ein. Es geht um ihre Zukunft, vielleicht in einer der Firmen in Gilching. "Ich bin mir sicher, dass ihr in Hamburg was reißt."

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