Oberland: Tierseuche breitet sich aus:Heiliger Leonhard, hilf!

Im Oberland verbreitet sich eine Pferdeseuche, die die zwangsweise Tötung der Tiere zur Folge haben kann - und das kurz vor den jährlichen Leonhardifahrten.

Ingrid Zimmermann und Wolfgang Prochaska

Der Heilige Leonhard ist der Schutzpatron der Bauern und der Pferde. Wenn am kommenden Sonntag in vielen bayerischen Gemeinden die Leonhardi-Ritte und -Fahrten stattfinden, dann wird so mancher Pferdebesitzer tatsächlich den Schutzpatron um Hilfe bitten. Denn die "Ansteckende Blutarmut der Pferde" (EIA), eine anzeigepflichtige Tierseuche, die zur zwangsweisen Tötung eines oder mehrerer Tiere führen kann, hat nun auch Pferde im bayerischen Oberland befallen. Zuvor war sie schon in Ostbayern aufgetreten.

Zwei Pferde stehen bei Andechs auf einer Weide

Eine Pferdeseuche ist derzeit in Bayern im Umlauf. 15 Fälle sind bislang bekannt.

(Foto: dpa)

Wie der Leiter des Starnberger Veterinäramtes, Johannes März, berichtet, musste bereits im Landkreis Weilheim-Schongau ein Stall unter Quarantäne gestellt werden. Einen weiteren Fall gibt es in der Nähe von Buchloe im Allgäu, wie der Chef der Tierklinik Dießen, Stefan Rattenhuber, weiß. In solchen Fällen ist jeglicher Kontakt der Tiere mit stallfremden Pferden verboten; zudem muss rund um den Hof ein Sperrbezirk eingerichtet werden.

Laut der Bundesforschungsstelle für Tiergesundheit, dem Friedrich-Löffler-Institut, sollen Pferde aus Rumänien infiziert gewesen sein. Die Tiere wurden vermutlich ohne die erforderlichen Gesundheitszeugnisse und Untersuchungsergebnisse nach Deutschland transportiert. Möglicherweise wurden für die Pferde auch gefälschte Papiere vorgelegt - eine Methode, mit der immer wieder Tiere aus Ländern des ehemaligen Ostblocks, aber auch aus Südamerika nach Deutschland kommen, wie der Starnberger Veterinär März berichtet.

Angesichts der in Deutschland äußerst seltenen Seuche gibt es erste Vorsichtsmaßnahmen von Stallbesitzern. Gabi Schürmann, Mitglied im Bayerischen Zuchtverband und Besitzerin eines kleinen Privatstalls im Norden des Ammersees, hat aus Sicherheitsgründen die Reiter ihrer Pferde gebeten, keine fremden Ställe zu betreten und keine anderen Pferde anzufassen - die einzige Möglichkeit, eine weitere Ansteckung zu verhindern.

Michael Röcken, Pferdefacharzt und Leiter der Tierklinik Starnberg, bezeichnet die Virusinfektion als gefährlich, da befallene Tiere nicht geheilt werden können. Sie übertragen jedoch das Virus lebenslang und dies vor allem über Stechmücken oder Bremsen, die verseuchtes Blut von einem Tier zum anderen transportieren. Auch mit Kot oder Urin werden Viren ausgeschieden. Eine Impfung gibt es nicht.

Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Erlangen, das auch für die Tiergesundheit zuständig ist, hält die Gefahr der Übertragung durch Insekten jedoch für gering: Da in der kalten Jahreszeit die Zahl blutsaugender Insekten abnehme, sei eine Übertragung im Winter sehr unwahrscheinlich, hieß es in Erlangen.

Das Landesamt weist allerdings darauf hin, dass Tiere aus den betroffenen Bezirken nicht an einer Reit-Veranstaltung wie dem Leonhardi-Ritt teilnehmen dürften. Nach Schätzung der Behörde sind in Bayern bisher 15 Fälle der Pferdekrankheit aufgetreten.Menschen seien nicht gefährdet. Doch müssten grundsätzlich alle Tiere, in deren Blut das Virus gefunden werde, getötet werden, auch wenn sie keinerlei Krankheitssymptome zeigten.

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