Der Weg führt direkt an der Kapelle Sankt Anna vorbei in Richtung Martinsholzen, rein in den Wald. Nach 400 Metern, nur etwa 35 Meter abseits des Weges, hat am Sonntagnachmittag auf der linken Seite ein Hund von Spaziergängern eine halb vergrabene Leiche erschnüffelt und angeschlagen. Die Frau ist teilweise schon skelettiert. Dem Vernehmen nach soll es sich um eine jüngere, tätowierte Person handeln, die vermutlich zwischen 20 und 30 Jahre alt gewesen ist und Brustimplantate hatte.
Die Ermittler gehen von einem Verbrechen aus, doch die Identität des mutmaßlichen Opfers ist bisher nicht geklärt. Derzeit werden unter anderem bundesweit Vermisstendateien geprüft und mit der toten Frau abgeglichen. Auch Anlieger in der Nähe des Waldweges will die Polizei befragen, ob sie in den vergangenen Wochen etwas Verdächtiges in dem Waldstück, im Kapellenweg oder auf dem Parkplatz bei Sankt Anna bemerkt haben.
Der Fundort der sterblichen Überreste wurde noch am Sonntag mit Hilfe von Berger Feuerwehrleuten für die polizeiliche Spurensicherung im Wald ausgeleuchtet. Eingesetzt wurden auch eine Drohne und ein Spürhund, um kein Detail für die Ermittlungen zu übersehen. Am Dienstag durchkämmten stundenlang 80 angehende Beamte der Bereitschaftspolizei aus Eichstätt mit sogenannten Stöberstöcken das Waldstück. In einer Linie gingen sie ins dichte Unterholz des Buchenhains hinein, das sich nach zirka 250 Metern bis zum Fundort lichtet. Die Suchkräfte wurden vom Einsatzleiter Thomas Dormeier in ihre Aufgaben eingewiesen. "Wir sind hoch motiviert, etwas Verdächtiges zu finden, und suchen lückenlos den größeren Umkreis des Fundortes der Leiche ab", sagte der Einsatzleiter. Das Gebiet ist mit polizeilichen Flatterbändern abgesichert.
Der Waldweg, der am Ende des Kapellenweges beginnt, ist bei Joggern und Spaziergängern sehr beliebt. "Dort sind ständig Leute unterwegs und gehen Gassi. Mich wundert es, dass offenbar erst nach Wochen oder Monaten die Leiche entdeckt wurde", erzählt eine Anwohnerin. Für die Fahnder der Kripo Fürstenfeldbruck ist auch auffällig, dass die tote Frau nicht im verborgenen Unterholz, sondern unweit des Waldweges aufgefunden wurde. In dem Bereich gibt es jedoch eine gute Möglichkeit, mit einem Auto zu wenden und wieder an der Kapelle und am Parkplatz vorbei zu verschwinden.
Doch wie ist die Frau zu Tode gekommen? Konkrete Hinweise dürfte die Münchner Rechtsmedizin liefern, die bereits eine Obduktion vorgenommen hat. Und: Aus welchem Milieu könnte die Unbekannte stammen? Welchen Schmuck trug die Frau, war sie bekleidet? Gibt es Brandspuren und stimmt die Fundstelle mit dem Tatort überein? Aus ermittlungstaktischen Gründen könnten derzeit keine weiteren Angaben zu dem Fall gemacht werden, erklärte am Dienstag Andrea Mayer, Sprecherin der Staatsanwaltschaft München II, und bittet daher um Verständnis.
Die Frau, die vermutlich ermordet worden ist und in der Berger Waldidylle halb skelettiert entdeckt wurde, ist in der Gemeinde am Starnberger See längst ein aufregendes Thema - auch wenn die Person offenkundig nicht in der Gemeinde Berg gewohnt hat. Dennoch ist der Fall gruselig - zum Beispiel für eine Friseurin, die geschockt reagiert und sagt: "Ich wohne gar nicht so weit von dem Wald entfernt."