Modernes Leben:Das muss bei der Energiewende noch passieren

Gut Tiefenbrunn Photovolaik

Die größte Photovoltaikanlage des Landkreises soll südlich der Lindauer Autobahn entstehen. Sie soll Strom für bis zu 5000 Haushalte produzieren.

(Foto: Georgine Treybal)

Der Landkreis Starnberg ist noch weit vom Ziel entfernt, die Stromversorgung in den kommenden 14 Jahren auf nachhaltige Quellen umzustellen. Doch drei im Jahr 2021 angeschobene Projekte geben Hoffnung, dass die Energiewende doch noch zu schaffen ist

Von Michael Berzl

Windkraft, Solarstrom, Geothermie: Das sind die Formen der Energiegewinnung, die auf lange Sicht den Landkreis Starnberg unabhängig machen sollen von Kohle, Gas, Öl und Atomkraft. Bis 2035 soll die Energiewende geschafft sein, so das erklärte Ziel. Doch der Weg ist noch weit - und wenn überhaupt sind nur kleine Fortschritte erkennbar. Fünf Jahre nach dem Bau der Windräder bei Berg wird nun auch Krailling auf diesem Sektor aktiv; doch dabei sind einige Hindernisse zu überwinden, wie sich heuer bald zeigt. Bei Gilching sind große Solarfelder geplant. Ein Geothermie-Projekt in Herrsching erleidet in diesem Jahr einen herben Rückschlag.

Die Gemeinde Krailling will den Bau von bis zu sechs Windkraftanlagen östlich der Lindauer Autobahn ermöglichen - wenn auch die Nachbargemeinde Gilching mitspielt. Vier hält der Kraillinger Bürgermeister Rudolph Haux (FDP) für realistisch; diese könnten dann von einer Genossenschaft betrieben werden. Eine Machbarkeitsstudie zur Windkraft im Gemeindegebiet wird im März vorgestellt.

Anders als in umliegenden Landkreisen gilt hier nicht die 10-H-Regel, wonach der Abstand von Windrädern zur nächsten Bebauung das Zehnfache deren Höhe betragen muss. Die Ausnahme ermöglicht hier eine frühzeitige landkreisübergreifende Planung aus dem Jahr 2012: Ihr zu Folge müssen 1000 Meter Abstand zu Wohnsiedlungen und 600 Meter zu Bereichen mit überwiegend gewerblicher Nutzung sowie Kleinsiedlungen und Gebäuden im Außenbereich eingehalten werden. Bislang steht einer Umsetzung der Pläne vor allem eine Höhenbeschränkung wegen der Radarführung des Militärflughafens in Lechfeld im Wege: Sie erlaubt lediglich Windräder bis zu einer Höhe von 210 Metern.

Südlich der Lindauer Autobahn soll die größte Photovoltaikanlage im Landkreis Starnberg entstehen. Der Gilchinger Gemeinderat stimmt im November zu, den Flächennutzungsplan im anvisierten Gebiet entsprechend zu ändern. Auf einer etwa 17 Hektar großen Fläche könnte demnach einmal Strom für bis zu 5000 Haushalte erzeugt werden. Die Solarzellen sollen in einem bis zu 200 Meter breiten Korridor auf etwa eineinhalb Kilometer Länge entlang der Autobahn installiert werden. Von einem "Vorzeigeprojekt" spricht Gilchings Bauamtsleiter Max Huber. Betreibergesellschaft wird die "Sonnenenergie Gilching", eine GmbH, an der sich die Gemeindewerke mit 30 Prozent beteiligen. Auch nördlich der Autobahn soll später auf einer etwa 35 Hektar großen Fläche Strom aus Sonnenlicht gewonnen werden, dazu weist der Gemeinderat fünf weitere Sondergebiete auf Ackerboden aus.

Große Pläne haben auch Josef und Sophie Birner, die am Ammersee nach Wärme aus der Tiefe bohren wollen. Als Standort für ein Geothermie-Kraftwerk haben sie sich ein Areal an der Seefelder Straße am Rande Herrschings gesichert. Doch eben dort will der Landkreis nun ein neues Krankenhaus bauen. Seit Oktober sind die Birners daher auf der Suche nach einer Alternative. Deshalb kommt es zu Verzögerungen bei der Umsetzung ihres Projekts. Ein Konsortium, an dem die Gemeinde Gauting beteiligt ist, will im Unterbrunner Holz nahe des Sonderflughafens Oberpfaffenhofen aus Erdwärme Energie gewinnen - doch von diesem Projekt ist schon lange nichts mehr zu hören.

Insgesamt ist der Landkreis noch weit vom Ziel entfernt, bis 2035 voll auf erneuerbare Ressourcen umzusteigen. "Trotz aller Bemühungen ist unser Energiehunger ungebrochen" heißt es im aktualisierten Energiebericht. 86 Prozent der Heizenergies stamme aus fossilen Quellen, die Kraftfahrzeugdichte nehme zu. Der Anteil erneuerbarer Energie am Stromverbrauch hat sich zwar seit 2013 etwa verdoppelt, er beträgt fast 16 Prozent, liegt damit aber weit unter dem Bundesdurchschnitt von 45 Prozent. Im Landkreis ist der Zuwachs vor allem den vier Windrädern in Berg zu verdanken.

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