Süddeutsche Zeitung

Moderne Kommunikation:Mobilfunk-Pläne irritieren Inning

Gemeinde will selbst Standort für Anlage der Telekom suchen

Von Astrid Becker, Inning

Sie sind aus Metall, ragen in den Himmel und lösen bei so manch einem Bürger tiefe Furcht vor der Belastung mit Strahlen aus. Die Rede ist von Mobilfunkmasten, die normalerweise an Autobahnen, Landstraßen oder auf Hausdächern errichtet werden. Letzteres zumeist zum Vorteil der Hausbesitzer, die von der Telekom oder anderen Mobilfunkanbietern Mietgelder dafür kassieren können. So verhält es sich offenbar auch in Inning. Dort will die Telekom nun mitten im Ortszentrum eine solche Sendeanlage errichten - zum Ärger des Gemeinderats, der sich mit diesem Thema in seiner Sitzung am Dienstag auseinandersetzen musste.

Einen genauen Standort dafür gibt es zwar noch nicht; die Telekom hat aber bereits einen sogenannten Suchkreis benannt, in dem ein bis zu zehn Meter hoher Mast aufgestellt werden soll. Dieser liegt Bürgermeister Walter Bleimaier zufolge mitten im Zentrum des Ortes, genauer gesagt südlich der Pfarrkirche. Nach Ansicht des Gremiums sind das Pläne, die zu heftigen Diskussionen im Ort führen können - und die auch im Gemeinderat selbst tiefes Unbehagen auslösen. Daher verständigte sich das Gremium in seiner Sitzung auf eine salomonische Entscheidung: Die Gemeinde will - nach dem Mobilfunkpakt II - von ihrem Mitwirkungsrecht Gebrauch machen. In diesem Fall kann sie selbst nach einem Standort suchen, den die Telekom am liebsten auf einem öffentlichen Gebäude sehen würde. In Inning wäre das wohl das Rathaus, doch die Begeisterung für diese Idee hält sich auch bei Bürgermeister Walter Bleimaier in Grenzen: "Die Telekom soll uns erst einmal belegen, wie hoch der Bedarf dafür tatsächlich ist."

Alternativ kämen dann wohl noch das Feuerwehrhaus und der gemeindeeigene "Gasthof zur Post" in Frage. Doch auch dies stößt weder bei Bleimaier noch bei den Räten auf Gegenliebe. Mit dem nun gefassten Beschluss kann das Gremium immerhin bei der Standortsuche mitreden. Zudem einigten sich die Räte darauf, ein Strahlengutachten in Auftrag zu geben und es über eine Förderung von bis zu 90 Prozent zu finanzieren. Darin soll die Strahlenbelastung der Bürger vor dem Bau des Mastes mit der zu erwartenden einer Sendeanlage verglichen werden. Das Thema Mobilfunkmast stößt nicht zum ersten Mal auf Widerstand. 2008 hatte Inning bereits wegen eines geplanten Mastes bei Schlagenhofen den Klageweg beschritten. Zwölf Kilometer entfernt, in Herrsching, wurde jahrelang über mögliche Standorte gestritten - ebenso wie in vielen anderen Orten des Landkreises.

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Quelle:
SZ vom 10.11.2017
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